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Nordfrieslandlexikon
Westfriesland

Westfriesland (westfr.: Fryslân) Die niederländische Provinz Fryslân mit einer Fläche von rund 5.741 Quadratkilometern, davon 3.349 Quadratkilometer Land, liegt im Nordwesten des Königreichs zwischen dem Ijsselmeer im Westen und der Provinz Groningen im Osten. Zu ihr gehören die bewohnten westfriesischen Inseln Ameland (It Amelân), Schiermonnikoog (Skiermûntseach), Terschelling (Skylge) und Vlieland (Flylân). Die Hauptstadt ist Leeuwarden (Ljouwert).

Die bewegte Geschichte Westfrieslands begann um 400 bis 200 v. Chr. mit der Besiedlung von Warften, hier Terpen genannt. Von den Römern wurden die Bewohner Frisii genannt. Im 8. Jahrhundert gelangte das Gebiet zum Frankenreich und wurde christianisiert. Im Laufe des Mittelalters wurde es stückweise von den Grafen von Holland erobert. Nach einer Periode der Unabhängigkeit im 15. Jahrhundert kam Westfriesland erneut an Holland und unter die Herrschaft der Habsburger. Ab 1581 genoss es einen relativ unabhängigen Status innerhalb der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen. 1795 wurde Westfriesland Teil der Batavischen Republik, 1806 des napoleonischen Königreichs Holland und 1810 des Französischen Kaiserreichs. Seit 1815 ist Fryslân eine Provinz des neu errichteten Königreichs der Niederlande.

Einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor neben dem Fremdenverkehr bildet die Viehwirtschaft mit der Erzeugung von Milch, Käse und Rindfleisch. Die Provinz ist Heimat einer der ältesten Pferderassen der Welt, der „Friesen“.

Die Bevölkerung Westfrieslands pflegt bis heute ihre traditionellen Sportarten wie das fierljeppen (fier = weit, ljeppen = springen), einen Stabweitsprung, der in Nordfriesland mit dem Klootstock durchgeführt wird, das keatsen, einen Ballsport, der dem Squash verwandt ist, das skûtsjesilen (silen = segeln), eine Segel-Regatta mit alten Frachtschiffen, oder die Âlvestêdetocht, den international als Elfstedentocht bekannten Eisschnelllauf-Marathon auf den zugefrorenen westfriesischen Grachten und Kanälen.

Mit der Fryske Akademy besteht seit 1938 ein Zentrum für friesische Sprache, Geschichts- und Sozialwissenschaften, das sich seit den 1980er-Jahren kräftig vergrößern und seine Stellung stärken konnte. Als Dachverband der friesischen Bewegung fungiert seit Ende des Zweiten Weltkriegs der Ried fan de Fryske Biweging (Friesenrat, Sektion West), der enge Kontakte zu den Friesen in Ost- und Nordfriesland unterhält. Einrichtungen wie die AFUK (De Algemiene Fryske Ûnderrjocht Kommisje) und Omrop Fryslân, ein Fernseh- und Hörfunksender, der prinzipiell die friesische Sprache verwendet, tragen viel zur Bildung auf Friesisch und für Westfriesland bei.

Von den etwa 645.000 Einwohnern sprechen rund 450.000 Frysk (Westfriesisch), das als offizielle Landessprache anerkannt ist. Etwa 360.000 Personen sind friesische Muttersprachler. Es existieren verschiedene Dialekte, aber auch eine standardisierte Sprachvariante. Auf den Inseln spricht man nur auf Schiermonnikoog und Terschelling friesisch. Seit 1997 besteht freie Ortsnamenwahl in Provinsje Fryslân. Elf von 31 friesischen Gemeinden machten davon Gebrauch.

Steensen 2006a.