Siemens, Wilhelm * 12.5.1897 Braderup, † 18.8.1984 Westerland, Postbeamter, friesischer Dichter. Seit den 1920er-Jahren setzte sich Siemens für seine sylterfriesische Muttersprache ein und verfasste viele Beiträge für die Zeitungsbeilage Fuar Söl’ring Lir. Seine Gedichte sind von starker Ausdruckskraft; eine von Hans Hoeg (1917–2011) herausgegebene Auswahl erschien in „Dechtings“ (1981). Mit seinen humorvollen „Staatjis“ (1982), hintersinnigen Geschichten von der Sylterin „Inken“, wollte er seinen Landsleuten einen Spiegel vorhalten. Ein Gedenkstein wurde 1994 am Braderuper Skaarwai aufgestellt.
Århammar 1967, Schmidt 1961, Siemens 1981, Tholund 1995.
Wilhelm Siemens:
Dechtings
Dechtings sen tiring en böör,
gur of ring fan wir en sir,
aaft üs glees sa bros en sköör,
ek bünen ön stair en tir.
Dechtings sen broket rüten
üt früger, wark en senen;
ja skiin ek fiir tö büten,
jaar glemen leecht es benen.
Gedichte
Gedichte sind Nachricht und Botschaft,
gut oder schlecht von fern und nah,
oft wie Glas so zerbrechlich und spröde,
nicht gebunden an Ort und Zeit.
Gedichte sind bunte Fensterscheiben
aus Freude, Schmerz und Sehnsucht;
sie scheinen nicht weit nach außen,
ihr glimmendes Licht ist innen.