Nordseegermanisch Als nordseegermanisch oder ingwäonisch werden verschiedene germanische Sprachen bezeichnet, die um die Mitte des ersten Jahrhunderts im Nordseegebiet verbreitet waren und gemeinsame Merkmale aufwiesen. Als Abkömmlinge dieser Varietäten gelten das Friesische, das Niederdeutsche und das Altenglische bzw. Englische, die deshalb häufig auch als Nordseegermanisch klassifiziert werden. Typische nordseegermanische Merkmale, sogenannte Ingwäonismen, sind vor allem im Friesischen und Englischen zu finden. Das Niederdeutsche hat durch die frühe Anbindung an das Fränkische bzw. Hochdeutsche viele nordseegermanische Charakteristika eingebüßt.
Zwei Beispiele für Inwäonismen:
a) Anderer Wortstamm bei Personalpronomen
deutsch ,er‘ – niederdt. ,he‘, engl. ,he‘, nordfr. ,hi‘, saterfr. ,hie‘, westfr. ,hy‘
deutsch ,ihr‘ – niederdt. ,ji‘, engl. ,you‘, nordfr. ,jam‘, saterfr. ,jie‘, westfr. ,jim‘
b) Wechsel von einem Verschlusslaut (k) zu einem Zischlaut (tsch, sch, s, z)
deutsch ,Käse‘ – engl. ,cheese‘, nordfr. ,sees‘, saterfr. ,sies‘, westfr. ,tsiis‘
deutsch ,Kirche‘ – engl. ,church‘, nordfr. ,schörk‘/,sark‘, saterfr. ,seerke‘, westfr. ,tsjerke‘
Nordfriisk Instituut.