Nordfriesischer Verein 1902 wurde mit dem Nordfriesischen Verein für Heimatkunde und Heimatliebe der erste Heimatverein für ganz Nordfriesland gegründet. Als der Mildstedter Pastor August Schulz (1847–1936) zur Gründung eines Vereins zur Pflege der Heimatkunde Nordfrieslands nach Rödemis eingeladen hatte, standen die nordfriesische Geschichte, Natur und Volkskunde im Vordergrund. Auf der Gründungsversammlung wurde das Arbeitsgebiet friesische Sprache hinzugefügt. Im Sinne der neoromantischen Erneuerungsbewegungen stellte man den Bedrohungen des Maschinenzeitalters das Idealbild eines unverfälschten Volkslebens gegenüber. Carl Ludwig Jessen (1833–1917), einer der Mitbegründer des Vereins, hielt das friesische Idyll in seinen Gemälden fest. Theodor Storm (1817–1888) verwob Landgewinn und Landverlust, das Grundmotiv nordfriesischer Geschichte, in seiner Erzählung „Der Schimmelreiter“.
In den Jahren nach der Gründung schlossen sich viele der örtlichen friesischen Vereine an, sodass dem Nordfriesischen Verein die Rolle eines Dachverbandes zukam, die er bis heute innehat. Die Grundhaltung war konservativ, dem deutschen Nationalgefühl sollte ein festeres Fundament gegeben werden. Dadurch unterschied man sich von den Mitgliedern des 1923 gegründeten Friesisch-schleswigschen Vereins, heute Friisk Foriining, die sich als nationale Minderheit mit eigener Kultur und Sprache betrachten.
Das „Nordfriesische Jahrbuch“ diente als wichtigste regelmäßige Veröffentlichung über nordfriesische Geschichte, Landeskunde und Sprache. Um letzterer ein Denkmal zu setzen, wurde der Plan für ein gesamtnordfriesisches Wörterbuch entwickelt, woraus später die Nordfriesische Wörterbuchstelle hervorging.
Die Absicht, die Friesen als nationale Minderheit einzustufen, stieß auf heftigen Widerstand. 1926 stimmten 13.000 Friesen mit ihrer Unterschrift gegen diese Absicht des Genfer Minderheitenkongresses und dokumentierten ihre Zugehörigkeit zum deutschen Kulturkreis in den Bohmstedter Richtlinien. Im Dritten Reich überwog anfangs die politische und ideologische Zustimmung zum neuen Regime. Die Hoffnung auf eine eigenständig gepflegte friesische Identität und politisch geförderte Unterstützung schwand aber zunehmend. Schon 1933 begannen die Nationalsozialisten mit der politischen „Gleichschaltung“, die 1934 zum Rücktritt des damaligen Vereinsvorsitzenden Rudolf Muuß (1892–1972) und 1935 zur Namensänderung in „Heimatbund Nordfriesland“ sowie zum Verlust jeglicher Sonderstellung führte.
1946 wurde der Nordfriesische Verein in Niebüll neu gegründet. In vieler Hinsicht hat er sich auch inhaltlich neu orientiert, insbesondere in der anfangs nicht einfachen Zusammenarbeit mit der Friisk Foriining; hier führte über die Jahre hinweg ein konseqent beschrittener Weg von der Konfrontation zur Kooperation. Neu entwickelt hat sich auch die Zusammenarbeit mit dem Nordfriisk Instituut und dem Friesenrat, der für die friesischen Organisationen die Zusammenarbeit mit den politischen Gremien auf Landes- und Bundesebene pflegt. Seit 1965 wird das „Nordfriesische Jahrbuch“ gemeinsam mit dem Nordfriisk Instituut herausgegeben. Eine weitere Publikation ist der jährlich erscheinende Heimatkalender „Zwischen Eider und Wiedau“.
1993 wurde der Vereinsname in „Nordfriesischer Verein e. V. – Friesisch-Plattdeutscher Heimatverband“ geändert. Vereinssitz ist Bredstedt. Ziele und Aufgaben des Vereins sind die Bewahrung und Pflege der Kultur, Natur und Landschaft Nordfrieslands. Er fördert insbesondere die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der bedrohten friesischen Sprache. Er tritt für die Belange der Nordfriesen in ihrem Lebensraum ein und unterstützt friesische Vereine und Organisationen mit gleicher Zielsetzung. Weitere wesentliche Aufgaben sind die Beschäftigung mit friesischen Bräuchen und Sitten, um diese zu pflegen und lebendig zu erhalten, die Förderung von Tanz-, Musik-, Theater- und Trachtengruppen sowie die Bewahrung und Pflege historischer Denkmäler und die Unterstützung von Museen. Durch Vorträge und Veröffentlichungen sollen historische, landschaftsgeschichtliche und volkskundliche Kenntnisse verbreitet werden. Ein besonderes Anliegen ist es, junge Menschen in die Vereinsarbeit einzubeziehen und ihnen die Möglichkeit zur Mitverantwortung und Mitgestaltung zu bieten. In mehreren über das Jahr verteilten Jugendfreizeiten soll das friesische Kulturerbe weitergegeben werden.
Überregionale Kontakte pflegt der Verein zu den Ostfriesen in Niedersachsen und den Westfriesen in den Niederlanden. Als Landschaftsverband ist er Mitglied im Schleswig-Holsteinischen Heimatbund.
Außer einem knappen Dutzend friesischer Vereine gehören dem Nordfriesischen Verein auch der Arbeitskreis Mildstedter Chronik, der Bürger- und Handwerkerverein Bordelum, der Verein zur Pflege des Dorfes Drelsdorf, einige Tanz- und Trachtengruppen, zwei Gesangvereine und der Nordfriesische Sängerbund als Mitglieder an.
Nordfriisk Instituut.