Lembecksburg (fer.: Borigsem borig) Etwa ein Kilometer nördlich von Borgsum auf Föhr erhebt sich ein weithin sichtbarer Ringwall etwa zehn Meter hoch aus der umliegenden Marsch heraus. Er hat einen Umfang von rund 450 Metern. Der Innendurchmesser der Anlage beträgt knapp 100 Meter. Nach Süden besteht eine Öffnung. Die Burg liegt auf einem Geestkern und grenzt im Norden an eine versumpfte Niederung. Vermutlich bestand hier ebenfalls ein Tor, und ein schiffbarer Priel führte vor Eindeichung des Föhrer Marschkoogs im frühen 16. Jahrhundert von der Nordsee bis zur Burg.
Ausgrabungen unter Leitung des Archäologen Herbert Jankuhn (1905–1990) ergaben 1951/52, dass in einer oberen Siedlungsschicht aus dem 10./11. Jahrhundert entlang eines ringsum laufenden Weges Gebäude mit Sodenwänden gestanden haben. Sie gingen bei einer Brandkatastrophe zugrunde. Die darunter liegenden Häuser stammen aus dem 9. Jahrhundert. Die recht geringe Anzahl von Funden wie Knochen von Jagdtieren und von Hausschafen lässt darauf schließen, dass die Burg wohl nur zeitweilig bewohnt war. In der Mitte befindet sich eine Vertiefung, ein Anzeichen für die frühere Existenz eines Brunnens.
Geophysikalische Untersuchungen und eine Vermessung des Innenraums ergaben 2001 bzw. 2003, dass sich sehr wahrscheinlich etwa 40 bis 50 Häuser mit Herdstellen kreisförmig um das unbebaute, feuchte Zentrum der Burg gruppierten. Die Regelmäßigkeit und Dichte der Bebauung sowie die Zeitstellung und der Charakter der Funde sprechen dafür, dass es sich um eine bereits seit der Wikingerzeit bestehende Garnison im südlichen Grenzbereich des dänischen Reiches gehandelt hat. Eine Funktion als bäuerliche Fluchtburg für die einheimische Bevölkerung scheint heute mehr als fraglich.
In der Regierungszeit des dänischen Königs Waldemar III. (1314–1364), die von 1326 bis 1330 dauerte, wurde die Burg der Überlieferung nach von dem Geschlecht der Wogensmannen bewohnt, die Waldemar belagerte und schließlich vertreiben konnte. 1362 belehnte Waldemar IV. (um 1321–1375) den Ritter und Amtmann von Ripen Claus Lembeck mit der Harde Westerlandföhr und Amrum, der die Bevölkerung mit hohen Steuern und Frondiensten belastete. 1368 wechselte er auf die Seite der Holsteiner Grafen. 1377 besetzte sein Sohn und Amtsnachfolger Henneke mit einer bewaffneten Schar Westerlandföhr.
Im 19. Jahrhundert entstand aus einer Reihe von mehr oder weniger gesicherten Überlieferungen und Erzählungen eine sagenhafte Geschichte, die der Burg ihren irreführenden Namen gab. Der Lehrer Lorenz Conrad Peters (1885–1949) schrieb in den 1920er-Jahren die Ballade „Claus Lembecks Ki“, die für eine weite Verbreitung der Legende sorgte. Demnach soll der Ritter Lembeck von königlich-dänischen Truppen belagert worden sein. Mit einer List habe er sich aus der Falle gerettet. Während das Herumführen der letzten, immer wieder mit einem anderen Fell behängten Kuh den Belagerern noch ausreichende Nahrungsvorräte vorgetäuscht habe, soll Lembeck dank seiner genauen Kenntnisse in einer stürmischen Nacht mit einem Boot durch die alten Priele geflüchtet sein. Im Codex historiae Germaniae heißt es dagegen, dass „Henneke Lembeck in einer anderen Burg an der Marsch bei dem nördlichen Ende des Dorfes gewohnt“ hat, und die Belagerung wurde 1668 von dem Chronisten Anton Heimreich (1626–1685) mit einer Auseinandersetzung zwischen Claus Lembeck und König Waldemar um die Burg Törning bei Hadersleben verwechselt.
So ranken sich Legenden und Fehlvorstellungen um die „Burg“ auf Föhr. Dass ihre tatsächliche Bedeutung jemals zweifelsfrei geklärt werden kann, ist wenig wahrscheinlich.
Bantelmann 2010, Jankuhn 1954, Kersten 1971, Müller/Fischer 1937, Panten 2009, Segschneider 2009.