Jörgensen, V. Tams * 11.3.1924 Husum, † 19.4.1987 Husum, Lektor. Der Sohn des Baumeisters Wilhelm Jürgensen und seiner Ehefrau Ilse geb. Tams war ein Kind des schleswigschen Grenzlandes. Im Zweiten Weltkrieg wurde er verwundet und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1945 mit einer Gelbsucht zurückkehrte. Seine Erfahrungen ließen ihn zu einem überzeugten Kriegsdienstgegner werden. Von 1946 an studierte er in Freiburg, Kiel und Kopenhagen Deutsch und Englisch. Seine ausgedehnten Studien schloss er mit glänzenden Examina ab. Als ein Ergebnis seiner mit Auszeichnung benoteten Spezialarbeit über die Mooringer Mundart konnte er 1955 das „Frasch-Tjüsch-Dånsch Uurdebök“ erscheinen lassen, das mehrfach neu aufgelegt wurde.
Nach den Erfahrungen der NS-Diktatur fand er, dessen Vorfahren väterlicherseits von Alsen stammten, auf der Suche nach volklicher Zugehörigkeit zur dänischen Sprache und Kultur. Stark beeinflusst wurde er von dem Gedankengut des dänischen Theologen und Philosophen N. F. S. Grundtvig (1783–1872). Dessen Idee der „folkelighed“, der Hinwendung zur Sprache und Kultur des eigenen Volkes und des gleichzeitigen Respekts für andere Volkskulturen, hat Tams Jörgensen wie nur wenige andere geistig durchdrungen, verinnerlicht und gelebt.
In hohem Maße geht die Gründung des Nordfriisk Instituut 1964/65 auf ihn zurück. Gemeinsam mit Hans Christian Nickelsen (1934–1983) und Reimer Kay Holander (1925–2013) prägte er die Einrichtung über zwei Jahrzehnte als für das sprachliche Gebiet zuständiger Lektor und ab 1971 als Institutsleiter.
Tams betreute mit der ihm eigenen Sorgfalt und Gründlichkeit zahlreiche Veröffentlichungen zum Friesischen, redigierte von 1968 bis 1985 als verantwortlicher Schriftleiter das „Nordfriesische Jahrbuch“, wirkte ab 1971 als Lehrbeauftragter für Friesisch an der Pädagogischen Hochschule in Flensburg und leitete friesische Sprachkurse.
Die Verbindung mit Ost- und Westfriesland war ihm schon früh ein Anliegen. Er nahm in den 1950er-Jahren an den ersten Friesenkongressen nach dem Krieg teil. Die interfriesischen „Studentenlager“, die seit 1965 jährlich abwechselnd in einem der Frieslande gehalten wurden, gehen großenteils auf seinen Einsatz zurück. Das Biikebrennen auf dem Stollberg, durch das dieses friesische Fest auf dem Festland neu belebt wurde, hätte es ohne ihn wohl nicht gegeben. Wo es um das Friesische ging, war Tams Jörgensen zur Stelle. Für viele war er geradezu die letzte Instanz in Fragen der friesischen Rechtschreibung und Grammatik.
Als er 1984 aus Krankheitsgründen aus dem Institut ausschied, nannte ihn der damalige Vorsitzende des Vereins Nordfriesisches Institut Jakob Tholund (* 1928) einen „Missionar des Friesischen in Friesland“. 1987 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
siehe auch Archive und Nachlässe
Nordfriisk Instituut.