Inselbahn (sölr.: Litjbaan) Im Auftrag von Badedirektor Julius Adrian Pollacsek wurde 1888 unter der Leitung des Flensburger Kleinbahndirektors Emil Hyronimus Kuhrt (1848–1909) eine erste Bahntrasse vom Hafen Munkmarsch nach Westerland gebaut. Mit einer Dampfspurbahn sollten die anreisenden Gäste bequemer in ihre Unterkünfte gelangen. 1901 ließ die HAPAG-Reederei die Sylter Südbahn vom Hafen Hörnum zum Südbahnhof in Westerland bauen. 1903 war wiederum Emil Kuhrt Auftraggeber für den Bau der Nordbahn vom Westerländer Ostbahnhof, später Nordbahnhof genannt, über Wenningstedt nach Kampen und 1908 weiter zum Hafen List. Das Streckennetz hatte somit eine Länge von 38,6 Kilometern erreicht. Wegen Sandverwehungen oder Ausblasungen der einfach in den Sand gelegten Schwellen und Gleise kam es in den Dünen nicht selten zu Entgleisungen der „Rasenden Emma“. Im Sommer 1916 entstand aus militärischen Überlegungen das Verbindungsstück zwischen Süd- und Nordbahnhof in Westerland, der jetzt zum Zentralbahnhof aufstieg.
Während des Ersten Weltkriegs existierten auch eine Reihe kleiner Stichbahnen sowie eine Kleinbahnstrecke von Munkmarsch über Keitum nach Westerland. Sie wurde 1923 wieder abgebaut. 1928 wurden die Gleise der Ostbahn abgebaut, der Hindenburgdamm hatte sie überflüssig gemacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der „Dünenexpress“ in seiner Substanz verbraucht. In den ersten Nachkriegsjahren mussten englische und belgische Lokomotiven aushelfen.
Nach der Gründung der Sylter Verkehrsgesellschaft 1956 wurde die Bahn von Grund auf erneuert. Die umgebauten Borgward-Sattelschlepper, die ab 1957 als Leichttriebwagen dienten, verliehen dem Beförderungsmittel den Charakter einer Straßenbahn. Der verkürzte Bremsweg erlaubte ein Fahren auf Sichtabstand und ersparte teure Signalsysteme. Dennoch kam es wiederholt zu Zusammenstößen mit dem Straßenverkehr. Die Bahn war mit 1,3 Millionen Fahrgästen im Jahr zwar gut ausgelastet, doch konnte das marode Schienennetz mit privatwirtschaftlichen Mitteln nicht mehr erneuert werden. Immer mehr Touristen reisten zudem mit dem eigenen Auto an.
Am 29. Dezember 1970 ging die Nordbahn auf ihre letzte Fahrt, Omnibusse ersetzten sie. Ein Großteil der Schienen gelangte in den westfälischen Bergbau, die Waggons fuhren bis 1983 bei der Juister Bahn oder landeten bei Museumsbahnen. Den letzten Schienenbus erhielt das Deutsche Straßenbahnmuseum in Sehnde-Wehmingen bei Hannover. Aus den Bahntrassen wurden überwiegend Wander- und Radwege, aus dem Nordbahnhof 1978 der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) Westerlands. Auf dem Bahnhofsvorplatz der Deutschen Bahn stehen die letzten beiden Achsen als Denkmal.
Auf Amrum existierte eine Inselbahn zwischen 1893 und 1939. Sie verkehrte zunächst zwischen Wittdün und dem Kniepsand, 1901/02 wurde die Strecke über Nebel nach Norddorf verlängert.
Hans Jessel 1996c, Kirschner 2000, Kunz/Steensen 2014, Quedens/Stöver 1978, Stöver 1979 u. 1989-1991.