Heimatschutzarchitektur Die Stilrichtung entstand 1905 mit der Gründung der Baupflege Kreis Tondern. Der Lösungsvorschlag für ein neues Kreishaus enthielt flächenhafte, ungeteilte Backsteinwände und Fenster mit weißen Sprossen. Er wurde normativ für die Heimatschutzarchitektur in Nordfriesland. Vor und nach dem Ersten Weltkrieg erlebte sie ihre Blüte. Erfolgreich wurde versucht, an die Backstein-Bauweise der vorindustriellen Zeit anzuknüpfen und Beispiele zu setzen gegen Industriebaustoffe wie Wellblech und Dachpappe, gegen kahle Brandmauern, beliebig aufgeklebten Fassadenschmuck und die Türmchen- und Erkermanie der Gründerzeit. In kaum mehr als zwei Jahrzehnten entstand, getragen von einer großen Gruppe junger Architekten, im ganzen Land eine große Anzahl von Wohn- und Zweckbauten. Beispielhaft für Nordfriesland wurden die Friedrich-Paulsen-Schule und das Kreiskrankenhaus in Niebüll, das Dr.-Carl-Haeberlin-Friesen-Museum in Wyk auf Föhr, die Mittelschule (heute Bürgerhaus) in Bredstedt, das Finanzamt in Husum und die Gebäude im 1925 eingedeichten Sönke-Nissen-Koog. Fast durchgängig gelang es dabei, die alte Formensprache aufzunehmen und auf die Wohn- und Funktionsbedürfnisse der damaligen Zeit zu übertragen. Mit dem Ende der Weimarer Republik klang die authentische Heimatschutzarchitektur aus. Der „Friesengiebel“ wurde nun zum landschaftsübergreifenden Symbol für Bodenständigkeit und ähnlich ideologisierte Begriffe.
Andresen 2015.