Engel, Otto Heinrich * 27.12.1866 Erbach, Odenwald, † 30.1.1949 Glücksburg, Kunstmaler. Engel gehörte 1898 zu den Mitbegründern der Berliner Sezession. 1901 kam er zusammen mit dem befreundeten Kollegen Ludwig Dettmann (1865–1944) erstmals nach Föhr. Es entstand eine tiefe Verbundenheit, die ihn bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs alljährlich wiederkehren und zum „Maler der Insel Föhr“ werden ließ. 1902 entstand in seinem Berliner Atelier das Gemälde „Friesische Mädchen“, das die Nationalgalerie erwarb. Auf der Grundlage von Ölstudien, Pastellen, Aquarellen, Bleistift- und Kreidezeichnungen malte er im Winter 1904 das großformatige Bild „Trauerfeier in Friesland“. Auf der Internationalen Kunstausstellung in München erhielt er dafür die Goldene Medaille. Das Werk gehört zum Bestand des Nordfriesland Museum – Nissenhaus Husum. Im Museum Kunst der Westküste befindet sich u. a. das Bild „Friesin im Schatten“ (1901).
Engel fertigte jedes Jahr wenigstens ein Werk von Bedeutung. Zu nennen sind „Im Schatten der Laube“ (1904), „Sommerabend auf Föhr“ (1905), „Drei Friesinnen unter der Linde“ (1906), „Junge Mutter“ (1907), „Einholung der Braut“ (1907), „Kinderfest“ (1909), „Fest am Strand“ (1913), „Sommerabend am Wyker Strand“ (1919). Manche Motive erfreuten sich so großer Beliebtheit, dass Engel mehrere Wiederholungen malte. Am 2. August 1914, dem Tag nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs, schuf er im Morgengrauen das monumentale Gemälde „Bei Sonnenaufgang“, das den Auszug der Freiwilligen von Föhr festhielt.
In den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg gehörte Engel neben Emil Nolde (1867–1956) und Hans Peter Feddersen (1848–1941) zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten in Schleswig-Holstein. „Obwohl ich kein Schleswig-Holsteiner bin, so habe ich doch Land und Leute in Schleswig-Holstein in 34 Jahren lieben gelernt, und ich glaube, daß in meinen Bildern diese echte Liebe mitgewirkt hat und aus ihnen zu spüren ist“, beurteilte er selbst seine Werke.
Haprich-Mommsen 2010, Krieger 1927, Müller 1990, Schulte-Wülwer 2012, SHBL 10.
Annemarie Hermann, Tochter des Malers, schilderte die überstürzte Abreise der Familie Engel am 2. August 1914: „Mein Vater malte im Morgengrauen die jungen Rekruten, die sich in den Dörfern gesammelt hatten und in Wyk verschifft werden sollten. Alle Schiffe wurden dafür requiriert, und es war eine große Aufregung, wie unsere Familie nun nach Dagebüll gelangen sollte. Schließlich bot sich Herr Dr. Gmelin vom Nordsee-Sanatorium am Wyker Südstrand an, uns mit seinem Motorboot überzusetzen. In Dagebüll war der letzte Zug abgefahren, und wir richteten uns schon auf eine Übernachtung im Hotel ein. Da holte der Stationsvorsteher den Zug telefonisch zurück; wir konnten die 14-stündige Rückreise nach Berlin doch noch antreten. Unsere Koffer kamen erst im September mit verschimmeltem Inhalt nach. Unser Aufbruch geschah so plötzlich, daß unsere Badeanzüge naß eingepackt werden mußten.“
Müller 1990.