Eisstraße In besonders strengen Wintern konnten Teile des Wattenmeers zufrieren. So musste z. B. 1929 und 1947 der Fährbetrieb zwischen Dagebüll und Föhr für einige Wochen eingestellt werden. In der ohnehin kargen Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg drohten im Februar 1947 die Nahrungs- und Feuerungsmittel auf der Insel auszugehen. Mutige Männer wagten schließlich den erfolgreichen Versuch, mit Lastkraftwagen auf der geschlossenen Eisdecke durch das Wattenmeer das Festland bei Südwesthörn zu erreichen. Trotz mehrerer Einbrüche in das Eis, die ohne große Folgen blieben, wurden zwischen dem 7. Februar und dem 5. März 1947 mit 108 Lastwagen- und etwa 40 Personenwagenfahrten über 150 Tonnen Verbrauchsgüter, darunter 17 Tonnen Lebensmittel, 80 Tonnen Holz und Briketts und 2 200 Postpakete, sowie ungezählte Personen auf der Eisstraße nach Föhr transportiert.
Die Strecke, die im Winter 1962/63 über das zugefrorene Watt vom Festland nach Sylt für den Autoverkehr freigegeben wurde, nannte man Eis-Avus. Ein stabiles osteuropäisches Hochdruckgebiet hatte ab Januar neun Wochen lang für Dauerfrost gesorgt und während dieser Zeit die Insellage Sylts aufgehoben. Der konstante Ostwind, ein tiefer Wasserstand und ruhige Meeresverhältnisse waren die Voraussetzungen, dass sich eine bis 1,50 Meter dicke Eisschicht mit glatter Oberfläche bilden konnte. Da sie fast überall auf dem Wattboden auflag, gelangten in dieser Zeit selbst beladene Lastwagen über eine Route nördlich des Hindenburgdamms vom Festland zur Insel. Zu den Halligen Oland und Langeneß setzte ein reger Ausflugsverkehr ein, zeitweise wurden mehr als 50 Fahrzeuge im Watt gesichtet, darunter auch Kölner und Berliner Kennzeichen. Presse, Rundfunk und Fernsehen berichteten.
Heinz u. a. 1998, Hans Jessel 1996a, Quedens 2012, Simon 1980.