Eider (fer.: eider; frasch: Ääder; sölr.: Aider) Mit 188 Kilometern war die Eider von der Quelle bis zur Mündung in die Nordsee der längste Fluss Schleswig-Holsteins. Der Name leitet sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit von Egidor ab, bedeutet Fluttor oder Schreckenstor, und spielt auf den germanischen Meerriesen Aegir an, der für Fluten und die damit verbundenen Schrecken verantwortlich gemacht wurde. Angaben in historischen Quellen wie Egidorae fluminis (Reichsannalen, 9. Jahrhundert), fluminis Eydori (Saxo Grammaticus, 12. Jahrhundert), Eidera (Urkunde von 1148) und Eydaer (Erdbuch Waldemars II. von 1235) geben Aufschluss über die Herleitung zum heutigen Namen.
Die Eider entspringt als „Dröge Eider“ im Kreis Rendsburg-Eckernförde, nähert sich südlich von Kiel der Ostsee bis auf drei Kilometer, wendet sich dann aber der Nordsee zu. Bei Quarnbek mündet sie in den Nord-Ostsee-Kanal, der bis Rendsburg im Wesentlichen dem alten Flusstal folgt. Hier endet die Obereider.
Bei Rendsburg entspringt die Eider quasi neu und mäandert nun über eine Strecke von 108 Kilometern als Binneneider in ihrem Urstromtal nach Westen. Ab Drage bildet sie die Grenze zwischen den Kreisen Nordfriesland und Dithmarschen. Bei Nordfeld passiert sie die alte Eiderschleuse. Ab hier ist sie den Gezeiten ausgesetzt, man bezeichnet sie auch als Tideeider. Im weiteren Verlauf wurde bei Lexfähre (Gemeinde Wrohm, Dithmarschen) eine Staustufe mit Schleuse errichtet. Bei Tönning passiert die Bundeswasserstraße das Eidersperrwerk und mündet schließlich in einem neun Kilometer langen und etwa zwei Kilometer breiten Trichter in die Nordsee. Hier findet sie ihre Fortsetzung im Purrenstrom und weiter in den Nordseetiefen Alte Norder-, Mittel- und Südereider. Wichtigste Nebenflüsse sind die Sorge und die Treene.
Seit 1623 gab es eine regelmäßige Schiffsverbindung zwischen Friedrichstadt und Tönning. 1784 wurde die Eider durch einen für Seeschiffe befahrbaren Kanal, der mitunter auch als Schleswig-Holstein-Kanal bezeichnet wurde, mit der Kieler Förde verbunden. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts existierte eine regelmäßig betriebene Linienschifffahrt zwischen Rendsburg, Friedrichstadt und Tönning. Seit der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals 1895, später Nord-Ostsee-Kanal genannt, ging der Verkehr auf der Eider ständig zurück. Heute wird sie vor allem als Freizeitgewässer genutzt.
Wegen ihrer Lage in sumpfigem und moorigem Gelände bot die Eider durch Jahrhunderte ein schwer zu überwindendes Hindernis. Bis zur Völkerwanderung im 4. bis 6. Jahrhundert könnte sie die Grenze zwischen den Völkern der Angeln und Jüten im Norden und der Sachsen im Süden gebildet haben. Bis 811 waren die Sachsen durch das Frankenreich und die Gebiete der Jüten und Angeln durch das dänische Reich unterworfen. Karl der Große (747–814) verständigte sich mit dem dänischen König auf die Eider als Grenzfluss. Damit sollte hier für etwa 300 Jahre auch eine – nicht ganz scharfe – Trennlinie zwischen den nordgermanischen und westgermanischen Sprachen auf der jütischen Halbinsel verlaufen. Friesisch, eine westgermanische Sprache, hielt schon um 700 mit der ersten Einwanderungswelle der Friesen im Westen Eiderstedts und in den Utlanden Einzug.
Nachfolger des Frankenreiches wurde im 10. Jahrhundert das Heilige Römische Reich, dessen Nordgrenze ebenfalls die Eider darstellte. Nördlich des Flusses bildete sich das Herzogtum Schleswig heraus, das als Lehen des dänischen Königs behandelt wurde, südlich entstand die Grafschaft Holstein, ein Lehen des deutschen Kaisers. Um 1200 etwa setzte eine Kolonisierung von Teilen Schleswigs durch holsteinische Adelige ein, in deren Folge eine starke Zuwanderung von Kaufleuten und Handwerkern aus dem deutschen Raum zu verzeichnen war. Die deutsche Sprache setzte sich immer stärker durch, die Eider verlor allmählich ihre Bedeutung als Sprachgrenze.
Im Lauf des 13. und 14. Jahrhunderts wandten sich die Nordfriesen vom dänischen König ab und den Herzögen von Schleswig zu. Diese versuchten, mit Hilfe der Friesen die freien Dithmarscher südlich der Eider unter ihre Kontrolle zu bringen. So wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts der Fluss Schauplatz vieler kriegerischer Ereignisse zwischen Eiderstedtern und Dithmarschern, die erst mit dem Friedensschluss von Wordingborg 1435 endeten. Die Eider blieb Grenze zwischen den Herzogtümern Schleswig und Holstein.
Im deutsch-dänischen Konflikt um das mittlerweile in der Südhälfte großenteils deutsch gesinnte Herzogtum Schleswig berief 1848 König Friedrich VII. (1808–1863) ein eiderdänisches Kabinett. Die Einverleibung Schleswigs in Dänemark schien unmittelbar bevorzustehen. Dänische Nationalliberale kreierten die Parole „Danmark til Ejderen“. Der Konflikt mündete in die schleswig-holsteinische Erhebung (1848–1851) und schließlich in die Besetzung des Herzogtums Schleswig durch Preußen und Österreich nach dem deutsch-dänischen Krieg von 1864. Damit verlor die Eider ihre Bedeutung als Nordgrenze des Deutschen Bundes. Nach wie vor trennt sie die beiden Landesteile Schleswig und Holstein des nördlichsten deutschen Bundeslandes.
Nordfriisk Instituut.