Bremer, Otto * 22.11.1862 Stralsund, † 12.8.1936 Halle/Saale, Germanist. Der Sohn eines Buchhändlers studierte Deutsche Philologie und Vergleichende Sprachwissenschaften. 1888 wurde er Privatdozent in Halle, aber erst zwei Wochen vor seiner Emeritierung 1928 ordentlicher Professor für deutsche Sprache und Literatur. 1910 gründete er die Phonetische Sammlung. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde ihm 1935 die Lehrbefugnis entzogen.
Im Jahre 1886 reiste Bremer erstmals nach Amrum und Föhr, um sprachliche Studien anzustellen. Im Friesischen sah er eine bis dahin verborgene, aber umso reichere Quelle für Germanisten und Phonetiker. Über das Föhringer Niederdeutsch veröffentlichte er bereits 1886 einen kleinen Aufsatz. Seine 32-seitige Habilitationsschrift (1887/88) mit dem Titel „Einleitung zu einer amringisch-föhringischen Sprachlehre“ sollte später in eine große Darstellung des Friesischen auf Föhr und Amrum einfließen, die er jedoch nicht verwirklichte. Er schreibt darin, dass die Sprache in etwa 100 Jahren nicht mehr existieren würde – womit er sich sehr täuschte. Auch ein geplantes Föhr-Amrumer Wörterbuch realisierte er nicht. Während seiner Aufenthalte auf Föhr und Amrum eignete sich Bremer das Fering an und studierte die dialektalen Unterschiede in den einzelnen Dörfern. Er setzte sich intensiv für die Sprachpflege ein. 1888 gab er die Gedichtsammlung „Ferreng an ömreng Stacken üb Rimen“ und 1896 das Buch „Arfst J. Arfsten sin Düntjes“ heraus. Mit Nickels Jürgens (1865–1896) veröffentlichte er 1893–96 einen friesischsprachigen Kalender, musste ihn aber einstellen, vor allem weil er bei den Föhrer Friesen zu wenig Absatz fand. Enttäuscht wandte sich Bremer anderen Arbeitsgebieten zu. Auf Versammlungen vor der Volksabstimmung 1920 setzte er sich auf Föhr entschieden für einen Verbleib bei Deutschland ein und bediente sich dabei ebenfalls der friesischen Sprache. Rederecht besaß aber nur, wer im Abstimmungsgebiet geboren oder dort seit 1900 ansässig war. Die Internationale Kommission, die hier die Aufsicht führte, wies ihn deshalb aus.
siehe auch historische Bücher
Hinrichsen 1988, Nerong 1903, Riecken 2000, Steensen 1984 und 1986.
Bereits im Oktober 1886 hieß es in einem Zeitungsartikel über Otto Bremer: „Obgleich genannter Herr sich erst so kurze Zeit hier aufhält, ist er bereits der einzelnen Idiome der überaus vokalreichen friesischen Sprache vollkommen mächtig, welches allgemeines Erstaunen hervorruft.“