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Nordfrieslandlexikon
Windenergie

Windenergie Windkraftanlagen wandeln die Energie des Windes um in elektrische Energie, um sie dann in ein Stromnetz einzuspeisen. Die mit großem Abstand dominierende Bauform ist die dreiblättrige Windkraftanlage mit einem Rotor auf der dem Wind zugewandten Seite. Auf einem Turm ist ein Maschinenhaus montiert, das automatisch der Windrichtung nachgeführt wird, sodass die Flügel optimal im Wind stehen.

Als Land zwischen den Meeren ist Schleswig-Holstein prädestiniert für die Nutzung der Windenergie sowohl im Binnenland (onshore) als auch auf See (offshore). Rund 6,5 Gigawatt installierte Leistung sind bisher an das Stromnetz angeschlossen. Damit leistet die Windenergie unter den erneuerbaren Energien den größten Beitrag zur Energiewende. Die Windenergie aus Onshore-Anlagen deckte 2014 einen Anteil von fast 60 Prozent des schleswig-holsteinischen Bruttostromverbrauchs.

Das Aufstellen und Betreiben einer Windkraftanlage wird staatlich gefördert. So gab es bereits anfangs der 1990er-Jahre über 170 Anlagen in Nordfriesland, bis heute (2015) hat sich ihre Zahl auf über 700 erhöht, die Leistung stieg auf rund 1 680 Megawatt. Über 200 weitere Windkraftanlagen befinden sich derzeit im Genehmigungsverfahren. Nordfriesland ist der windstromstärkste Kreis Schleswig-Holsteins und produziert rund 30 Prozent der im Land installierten Gesamtleistung von über 5.300 Megawatt. Damit werden fast 50 Prozent des Nettostromverbrauchs im Land aus der Windenergie gespeist. Der Versorgungsgrad für das Kreisgebiet beträgt etwa 170 Prozent, womit gut 440.000 Drei-Personen-Haushalte mit Strom versorgt werden können. Rund 90 Prozent der Anlagen befinden sich in der Hand von Bürgerwindparks.

Der überwiegende Anteil heute installierter Windkraftanlagen liegt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, die fast ohne Einschränkung weitergenutzt werden können. Direkt benötigt werden nur die Standfläche der Windkraftanlage und ein Zuweg für die Montage und Wartung. Der Mindestabstand zu einem Einzelhaus soll 400 Meter, zu einer Siedlung 800 Meter betragen. Immer muss der Abstand aber mindestens dreimal so groß sein wie die Höhe der Anlage.

Die Kritik an der Windenergieerzeugung bezieht sich hauptsächlich auf die zunehmende Menge und die außerordentliche, selbst Kirch- und Leuchttürme überragende Höhe (bis 100 Meter) der Anlagen und die damit verbundene Zerstörung des charakteristischen Landschaftsbildes, auf unangenehme Geräusch- und Lichteffekte der Rotoren und Rotorblätter in der näheren Umgebung und die ungewissen Folgen für das Brut-, Rast- und Zugverhalten der Vögel sowie für den Fremdenverkehr. Zur Erhaltung des Landschaftsbildes und der kulturhistorischen Merkmale wies der Kreis Nordfriesland 2016 vier neue Landschaftsschutzgebiete aus, in denen keine Windkraftanlagen aufgestellt werden dürfen. Ein anderer Nachteil bei der Windenergiegewinnung besteht darin, dass es bislang kein vernünftiges Speichersystem gibt, um genügend Strom für die Spitzenzeiten des Verbrauchs zwischen 17 und 19 Uhr vorhalten zu können. So müssen die regionalen Energieversorgungsunternehmen auch weiterhin Strom von anderen Kraftwerken beziehen, um jederzeit das gesamte Potential des Stromverbrauchs abdecken zu können.

Auf Amrum und Sylt stehen keine Anlagen, auf Föhr nur drei in der Oevenumer Marsch. Auf Pellworm dagegen befindet sich das größte kombinierte Wind- und Sonnenenergiekraftwerk Europas mit einer Gesamtleistung von über 1.000 Kilowatt. Im Offshore-Bereich entstand 2015 etwa 34 Kilometer westlich vor Sylt der Windpark Butendiek mit 80 Anlagen und einer Gesamtleistung von über 280 Megawatt.

Zu den größeren Herstellern von Windenergieanlagen gehört die Firma Senvion, die bis 2017 in Husum eine Produktions- und Servicestätte sowie die zentrale Vertriebsabteilung unterhielt. Die Firma Rotor Control in Struckum wartet und repariert Rotorblätter und Türme von Windkraftanlagen mit einer eigens dafür entwickelten multifunktionalen Befahranlage.

Nordfriisk Instituut.