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Nordfrieslandlexikon
Wattwurm

Wattwurm (fer.: heefwörem; frasch: heefwörm; sölr.: Eeswürem) Im Watt lebt in großer Zahl ein bis zu einem Zentimeter dicker und bis zu 30 Zentimetern langer Ringelwurm. Als Wanderer kann man die großflächigen Watt- oder Sandpierwurmsiedlungen mit bis zu 50 Tieren pro Quadratmeter anhand der Kothäufchen und Einsturztrichter leicht erkennen. Der Wattwurm bewohnt bis zu 30 Zentimeter tief in den Boden gegrabene L-förmige Gänge. Im waagerechten Teil liegend frisst er ein Gemisch aus Sand sowie Pflanzen- und Tierresten und ernährt sich von den Mikroorganismen, die auf der Oberfläche der Sandkörner wachsen. Dabei sackt Erde von oben nach, weshalb an der Wattoberfläche ein kleiner Einsturztrichter entsteht. In einer Wattwurmsiedlung wird die nahrungsreiche oberste Sedimentschicht des Watts rund zehnmal im Jahr im Darm „verarbeitet“. Zur Ausscheidung der unverdaulichen Nahrungsreste schiebt er sich durchschnittlich alle 45 Minuten rückwärts nach oben, bis das Schwanzende die Bodenoberfläche erreicht, und legt seine typischen Kothaufen in Form von Sandschnüren („Sandspaghetti“) auf dem Watt ab. Dieser Vorgang ist nicht gefahrlos, da seine natürlichen Feinde wie Scholle, Strandkrabbe, Austernfischer oder Brachvogel zumindest Teile des Schwanzendes erbeuten können. Allerdings kann der Wattwurm die Hinterleibssegmente etwa sieben Mal ersetzen.

Borcherding 2014, Fiedler 1992.