Vorland (fer.: föörlun; frasch: forlönj; sölr.: Fuarlön; wied.: barm, slik, waat) Nur an wenigen Stellen stößt man vor einem Deich gleich auf die Nordsee, vielfach sieht man sich zunächst einem ausgedehnten Vorland gegenüber. Es wächst auf natürliche Weise durch Sedimentation, aber auch mit menschlicher Unterstützung. Jahrhundertelang war das Ziel der Landgewinnung die Eindeichung von Kögen und Erzeugung von Kulturland. Heute dienen die Buhnen und Lahnungen dem Küstenschutz, denn das Vorland bremst die Wucht der bei Hochwasser auflaufenden Wellen. Die mit Busch oder Reisigbündeln, den Faschinen, gefüllten Lahnungen schaffen strömungsberuhigte Zonen, in denen verstärkt Schlick abgelagert wird. Durch „Grüppen“ kann dieser Prozess beschleunigt werden. Dabei werden in regelmäßigen Abständen Gräben ausgehoben und der Boden seitlich aufgeworfen, wodurch die „Beete“, die Flächen zwischen den Grüppen, höher werden. Nach erneuter Verschlickung der Grüppen werden sie wieder ausgehoben usw. Je nach der Menge des Schlicks kann auf diese Weise das Vorland um einige Zentimeter pro Jahr angehoben werden. Die Entstehung neuen Vorlandes kann sehr gut beidseits des Hindenburgdamms beobachtet werden.
Die allmählich ansteigende Vorlandzone wird wegen ihres Pflanzenbewuchses auch als Salzwiese bezeichnet. Viele Insekten, Käfer und andere Kleintiere leben in dieser amphibischen Landschaft, rund 25 Vogelarten haben hier ihr Brutgebiet.
Wegen der unterschiedlichen Überflutungshäufigkeit kann man auf der Salzwiese eine klare Abfolge von typischen Pflanzengemeinschaften erkennen. Im täglich zweimal von Salzwasser überfluteten Grenzbereich zwischen Land und Meer gedeiht als Pionierpflanze der Queller. Wo das Vorland etwas höher gewachsen ist, beginnt die Andelzone. Neben dem Andelgras findet man hier u. a. Strandwegerich, Keilmelde, Beifuß und Strandaster. Die höchsten Bereiche werden nur noch 30 bis 70 Mal im Jahr überflutet. Dies ist die Zone von Rotschwingel, Grasnelke und Strandflieder, die die Salzwiese alljährlich mit einer sommerlichen Blütenpracht schmücken.
Reitmann 1989.