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Nordfrieslandlexikon
Volksfeste

Volksfeste (sölr.: Folksfesten) Bevor Massenmedien wie Zeitungen oder Rundfunksender ihre volle Wirkung entfalteten, bildeten Volksfeste eine gute Möglichkeit zur politischen Meinungsbildung. 1844 lud ein Festkomitee zum ersten „Volksfest der Nordfriesen“ nach Bredstedt. Um die 6.000 Besucher sahen hier wohl erstmals das „Nordfriesen-Wappen“ auf einer Fahne, die heute im Nordfriisk Futuur gezeigt wird. Zweck und Ziel des Festes war die Beschwörung eines deutschen Nationalgefühls. „Fern von allem Particularismus“ hätten sich die Friesen „ihren Brüdern, den Schleswig-Holsteinern,“ offen angeschlossen, berichtete das „Husumer Wochenblatt“. Zurückhaltender fiel das Urteil des dem Festkomitee angehörenden Dichters Theodor Storm (1817–1888) aus, der das noch geringe Interesse an der großen Politik bei der ländlichen Bevölkerung genau erspürte. In den beiden Jahren darauf wurde erneut zu Volksfesten in Bredstedt geladen, doch nahm die Besucherzahl 1846 deutlich ab. In dem in voller Schärfe tobenden Gegensatz zwischen „Schleswigholsteinern“ und „Eiderdänen“ wurden die aufkeimenden Bestrebungen einer friesischen Bewegung erstickt. In ihrer überwältigenden Mehrheit standen die Nordfriesen auf der schleswig-holsteinisch-deutschen Seite.

Steensen 2009a.