Vögel (fer.: fögler; frasch: föögle; hal.: Finken; halligfries.: fugels; sölr.: Fügeler; wied.: föögle) Das Wattenmeer ist eine der vogelreichsten Landschaften der Erde und stellt im Vogelzug eine Art Drehscheibe dar, über die fast alle Zugwege verlaufen. Insgesamt wurden über 200 Vogelarten gezählt, etwa 80 davon sind regelmäßig anzutreffen. Jahr für Jahr leben rund drei Millionen Vögel dauerhaft (25 Arten) oder als Durchzügler (75 Arten) in der Wattenmeerregion. Für etwa 50 Arten von Gänsen, Enten, Watvögeln, Möwen und Seeschwalben ist dieser Aufenthalt überlebenswichtig. Denn zumindest in einem Teil des Jahres ist eine bedeutende Zahl der Gesamtpopulation dieser Arten vom Nahrungsreichtum des Wattenmeeres abhängig. So verdoppeln beispielsweise Alpenstrandläufer und Knutt bei ihrem Frühjahrsaufenthalt ihr Körpergewicht. Durch die sehr unterschiedliche Art des Nahrungserwerbs gibt es kaum Konkurrenz, denn jeder Jäger ist auf seine eigene Beuteart oder eine andere Altersgruppe bei den Beutetieren spezialisiert. Gejagt wird zur Ebbzeit, während der Flut suchen die Vögel ihre Brut- und Raststätten auf demVorland oder auf den Halligen und Inseln auf. Während früher der Mensch durch das Eiersammeln und die Jagd auf Vogelfedern der ärgste Feind der Vögel war, geht heute die größte Gefahr von höheren Meeresfluten im Frühsommer aus. Dann genügen nach einem Mondwechsel schon fünf Windstärken aus West, um eine „Heuflut“ zu erzeugen, in der bis zu 90 Prozent der Gelege und Jungvögel vom Wasser weggetragen werden können.
Zu den bekanntesten der über 30 Arten von Brutvögeln zählen der vom Aussterben bedrohte Alpenstrandläufer sowie Austernfischer, Rotschenkel, Säbelschnäbler, Seeschwalben, Silber- und Heringsmöwen, Regenpfeifer, aber auch Feldlerche, Wiesenpieper, Brandgans und Eiderente. Im Herbst verlassen die meisten der rund 100.000 Brutvogelpaare mit ihrem Nachwuchs das Wattenmeer Richtung Südwesten.
Die Zugvögel übertreffen mit rund zwei Millionen die Anzahl der Brutvögel ganz entscheidend, weshalb man im Frühjahr und Herbst die größten Vogelbestände zählt. Während die letzten Durchzügler das Wattenmeer erst Anfang Juni Richtung Norden verlassen, tauchen ab Mitte bis Ende Juni schon wieder die ersten Rückkehrer auf wie z. B. die Weibchen des Dunklen Wasserläufers, die ihren Männchen das Brutgeschäft überlassen, oder der Große Brachvogel und der Grünschenkel, die ihre Brutgebiete noch vor dem Flüggewerden der Jungen verlassen, um dort die Nahrungskonkurrenz gegenüber dem eigenen Nachwuchs zu vermindern. Der größte Teil der Zugvögel zieht im Herbst in seine südlichen Winterquartiere bis nach Afrika. Zu diesen Fernziehern gehören die Seeschwalben, Grün- und Rotschenkel, Alpenstrandläufer, Pfuhlschnepfe, Kiebitzregenpfeifer und Knutt.
In den Wintermonaten kann man vor allem Seevögel beobachten. Dazu gehören z. B. Eis- und Trauerenten sowie Eiderenten, Mittelsäger, Sterntaucher, Tordalken und einige Arten von Möwen.
Brütende Storchenpaare gehörten einst zum vertrauten Bild der sommerlichen Landschaft in Nordfriesland. Durch die veränderten Lebensbedingungen nach Flurbereinigung und Entwässerung blieben sie mehr und mehr fern. Heute bevorzugen die Störche das Gebiet des Amtes Viöl. Auf Föhr wurden sie durch menschliche Initiative seit etwa zehn Jahren wieder heimisch.
Ein Naturdenkmal ganz besonderer Art ist der Lummenfelsen auf Helgoland. Die hier brütende Kolonie der pinguinartigen Trottellummen ist einmalig in Deutschland. Betreut wird sie durch die Vogelwarte Helgoland.
Während es in früheren Zeiten vor allem der Laienornithologie zu verdanken war, dass genaue Kenntnisse über die Vogelwelt gesammelt wurden, gibt es seit der Gründung des Nationalparks regelmäßige Vogelzählungen. Außerdem werden im 14-tägigen Rhythmus im Rahmen eines trilateralen Monitoringprogrammes in Zusammenarbeit mit dem Nationalparkamt sämtliche Rastvögel entlang der Küste des Wattenmeers von den Niederlanden bis nach Dänemark gezählt.
Fiedler 1992, Koch 1996b, Quedens 1990a, Vauk 1973.