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Nordfrieslandlexikon
Verein Nordfriesisches Institut

Verein Nordfriesisches Institut Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg brandete die Auseinandersetzung zwischen Deutsch und Dänisch auch in Nordfriesland in größter Schärfe wieder auf. Noch 1945 wurden die friesischen Vereinigungen neu belebt, die sich während der Weimarer Republik heftig befehdet hatten: der 1902 gegründete Nordfriesische Verein für Heimatkunde und Heimatliebe, der die Nordfriesen als deutschen Stamm sah und diesen Standpunkt 1926 in den „Bohmstedter Richtlinien“ festgeschrieben hatte, und der 1923 gegründete Friesisch-schleswigsche Verein, der die Friesen als eigenes Volk auffasste, aber mit der dänischen Minderheit zusammenarbeitete; er gab sich jetzt den friesischen Namen Foriining for nationale Frasche (später: nationale Friiske, heute Friisk Foriining).

In dieser Zeit des erbitterten nationalpolitischen Streits wurde wiederholt der Versuch unternommen, die Arbeit für den Fortbestand und die Förderung der friesischen Sprache und Kultur hiervon zu befreien und sie auf eine neutrale Grundlage zu stellen. Den wichtigsten und weitgehendsten Schritt zu einer Einigung der Nordfriesen unternahm der Husumer Rechtsanwalt Goslar Carstens (1894–1978). Sein Anliegen war die Bildung eines unpolitischen Volks- und Kulturbundes zur Pflege friesischen Volksbewusstseins und friesischer Kultur. Er hielt es für seine Pflicht, auch angesichts der hohen Zahl von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen des Zweiten Weltkriegs, die bald eigene Vereinigungen gründeten, umgehend die oft unsachlich und nationalpolitisch-ideologisch geprägten Auseinandersetzungen zwischen den Nordfriesen zu beenden und einer drohenden „Überfremdung“ der friesischen Sprache und Kultur entgegenzuwirken.

1947 verständigte sich eine Delegation der Nationalen Friesen und eine „neutrale Fraktion“, bestehend aus Goslar Carstens, August Geerkens (1874–1964), Carl Haeberlin (1870–1954) und Andreas Busch (1883–1972), darüber, ein „Nordfriesisches Institut für Sprache und Kultur“ zu gründen, um „auf politisch neutraler Grundlage der ganzen nordfriesischen Heimat zu dienen“. Wegen der relativen Einseitigkeit seiner Gründung – offiziell am 14. Juni 1948 – sollte dem Nordfriesischen Institut noch lange Zeit der Ruch nationalpolitischer Befangenheit anhaften. Erst 1964/65 schloss sich bei der Einrichtung des Nordfriisk Instituut auch der Nordfriesische Verein der gemeinsamen Arbeit für die friesische Sprache und Kultur an.

Der gemeinnützige Verein Nordfriesisches Institut ist Träger des Nordfriisk Instituut. In seinen Organen Mitgliederversammlung, Beirat und Vorstand arbeitet er national- und parteipolitisch neutral. Ein mit Personen aus Wissenschaft und Öffentlichkeit bestücktes Kuratorium gewährleistet gemeinsam mit dem Vorstand die wissenschaftliche Arbeit. Über 900 Mitglieder unterstützen mit ihrem Jahresbeitrag das Wirken des überwiegend staatlich geförderten Instituts.

Kunz/Steensen 2000.


Die Vorsitzenden des Vereins Nordfriesisches Institut:

Carsten Boysen (1949–1951)
Johan Redlef Volquardsen (1951–1970)
Frederik Paulsen (1970–1982)
Jakob Tholund (1982–1986)
Hark Martinen (1986–1994)
Hans-Meinert Redlin (1994–2000)
Thede Boysen (2000–2012)
Inken Völpel-Krohn (seit 2012)