Tholund, Jakob * 29.8.1928 Goting, Gymnasiallehrer, Schriftsteller. Tholund, Sohn eines Lehrers, studierte Philosophie, Theologie, Literaturwissenschaft und Geschichte in Kiel und Freiburg. Anschließend unterrichtete er an den Gymnasien in Wyk, Flensburg und Sankt Peter-Ording. Von 1965 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1990 leitete er als Direktor das Gymnasium Insel Föhr in Wyk.
In der friesischen Bewegung bekleidete Tholund wichtige Ehrenämter. Anlässlich seines 65. Geburtstags bezeichnete ihn die Landtagspräsidentin als „Mentor der Friesen“ und „phantasievollen Initiator“. 1970–94 stand er an der Spitze der Sektion Nord des Friesenrats. Als Präsident des Gesamtfriesenrats, der die Verbindung zwischen Nord-, Ost- und Westfriesen sicherstellt, bereitete er u. a. den Friesenkongress 1988 auf seiner Heimatinsel Föhr vor. In seine Amtszeit im Friesenrat fallen wichtige Fortschritte für die friesische Volksgruppe, so die Bildung eines Gremiums beim Schleswig-Holsteinischen Landtag und die Aufnahme in die Landesverfassung. 1982–86 war er Vorsitzender und später Beiratssprecher des Vereins Nordfriesisches Institut, der ihn 1994 zum Ehrenmitglied ernannte. Als enger Wegbegleiter Frederik Paulsens (1909–1997) förderte er seit 1988 als 2. Vorsitzender die Ferring Stiftung. Tholund setzte sich für den Ausbau des friesischen Unterrichts an den Schulen ein und wirkte als Friesisch-Fachbeauftragter am Institut für Praxis und Theorie der Schule. Als Vorsitzender des deutschen Komitees für kleine Sprachen betonte er die Bedeutung der Mehrsprachigkeit.
Anfang der 1970er-Jahre gab Tholund mit Walter Leistner (1908–1987) das „Buch von Föhr“ heraus, das in mehreren Auflagen erschien. Er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und Bücher zu friesischen Themen und zeichnete mehrfach Lebensbilder bekannter und weniger bekannter Nordfriesen, so „Vom Schatz der Lieder. Stine Andresen, Dichterin von Föhr“, „Eilunsfresken – Inselfriesen. Lebensbilder aus Nordfriesland“ oder „Ein Friese geht nicht verloren. Frederik Paulsen zum Gedächtnis“. Zu seinem 65. Geburtstag gab der Verlag Nordfriisk Instituut das Buch „Eine Stimme für Nordfriesland“ mit Aufsätzen Tholunds heraus. In der Zeitschrift „Nordfriesland“ veröffentlicht er seit Jahrzehnten in der Rubrik „Ged för’t hood“ (Kopfdünger) Sinnsprüche auf Fering. Als begehrter Festredner sprach er zu vielen bedeutenden Jubiläen.
Tholund erhielt mehrfach hohe Auszeichnungen, so 1996 den Hans-Momsen-Preis. Königin Beatrix der Niederlande ernannte ihn aufgrund seiner völkerverbindenden Arbeit im Gesamtfriesenrat 1990 zum Offizier des Ordens Oranien-Nassau. – Tholunds Frau Renate Maria vertonte u. a. friesische Lieder für Kinder.
Steensen 2003, Tholund 1993.
Jakob Tholund: „Auch kleine Sprachen und Kulturen sind ein Spiegelbild des Kosmos, sind ein Mikrokosmos, in dem sinnerfülltes Leben möglich ist.“