Tauteich ist eine Bezeichnung für besondere Süßwasserspeicher in der Marsch. Vor Beginn des Deichbaus war ein Leben in der Marsch nur auf den Halligen und Warften möglich. Allerdings musste in dieser isolierten Lage gewährleistet sein, dass immer genügend Regenwasser für Mensch und Tier gesammelt werden konnte. Während dies auf den Halligen vorwiegend in den Fethingen und Zisternen geschah, griff man besonders in Eiderstedt zu der ausgeklügelten Methode der Tauteiche. Diese bis zu zwei Meter tiefen Mulden wurden auf der höchsten Stelle einer Warft angelegt. Eine Isolierschicht aus lehmversiegeltem Stroh oder Schilf sorgte dafür, dass das aufgefangene Wasser nicht im Boden versickerte. Gespeist wurden diese Sammelbehälter in erster Linie durch Kondenswasser, das sich in der Nacht bildete, weshalb sie früher auch „Himmelsteiche“ genannt wurden. Die Flüssigkeit in den Tauteichen hielt sich, weil tagsüber weniger verdunstete, als nachts kondensiert wurde. Es ist überliefert, dass Mitte des 19. Jahrhunderts während einer extremen Trockenperiode sämtliche Gräben in der Marsch ausgetrocknet waren, nur in den Tauteichen hatte sich der Wasserstand nur wenig geändert. Ein besonders gut erhaltener Tauteich ist auf der Warft Helmfleeth bei Poppenbüll zu sehen.
Coldewey u. a. 2012.