Speisen und Getränke (fer.: iidj an drank; frasch: ääse än drainke; sölr.: Spiisen en Drinken; wied.: spise än dränke) Neben Gerstengrütze zählten in früheren Jahrhunderten getrocknete oder frische Rochen, Heringe, Schellfisch und Schollen zu den alltäglichen Speisen vor allem auf den nordfriesischen Inseln. Im Watt wurden Krabben, Muscheln und manchmal auch Austern gesammelt. Im 17. Jahrhundert kamen Kohl, Mehlbeutel, Speck, Fleisch und Schwarzbrot dazu. Zum Speiseplan gehörten u. a. Mehlspeisen, Aufläufe, Klöße, Kuchen und Fettgebäck. Frisches Fleisch vom Schaf, Schwein und Rind gab es, wenn im Spätherbst geschlachtet wurde, für den Rest des Jahres wurde das Fleisch durch Einsalzen und Räuchern haltbar gemacht. Häufiger zur Verfügung standen Hühner und die in den Vogelkojen gefangenen Enten. Getrunken wurde Wasser und selbstgebrautes Bier.
Die traditionelle nordfriesische Küche ist immer noch bäuerlich geprägt und auf die Bedürfnisse körperlich arbeitender Menschen zugeschnitten. Kartoffeln und Kohl, nicht zu mageres Fleisch, Speck und heimisches Gemüse erfreuen sich großer Beliebtheit. Das Grünkohlessen mit Kassler, Schweinebacke und Kochwurst kann als besonders typisch für die kalte Jahreszeit gelten. „Birnen, Bohnen und Speck“ gehören zur Kategorie „süß und deftig“, „Weinsuppe mit Schinken“ (fries.: „Winsup än schänkel“) wird gerne bei festlichen Anlässen serviert. Auch aus den vielfach wild wachsenden Fliederbeeren wird eine Suppe gekocht, in die Grießklöße und Apfelscheiben gehören.
In den Gräben und Wasserläufen der Marsch werden Aale gefangen, die nicht nur geräuchert eine Delikatesse darstellen. Unter Kennern berühmt sind die Gaststätten, die „Aal satt“ zu bieten haben. Krabben bereichern seit alters her den Speisezettel der Küstenbevölkerung und waren gerade für die Menschen auf den Halligen ein relativ leicht zu erlangender Fang. Im flachen Wattenmeer ließen sich zudem Schollen und andere Plattfische von Geschickten mit Händen greifen. Heute sind diese maritimen Spezialitäten eine Attraktion für den Fremdenverkehr.
Als süße Speisen reicht man z. B. die fruchtreiche „Rode Grütt“ („Rote Grütze“), aber auch „Verschleierte Bauernmädchen“ aus geriebenem Schwarzbrot, Apfelmus und Schokolade, Heißewecken, ein rosinengespicktes Hefegebäck, Cremeschnitten, Ankerstöcke oder Friesentorte. Ein üppiges nachmittägliches oder bei größeren Festlichkeiten auch gelegentlich mitternächtliches Schwelgen in Kaffee, Torten, Kuchen und Kleingebäck erinnert an entsprechende Gewohnheiten in Dänemark. Nicht zuletzt in den Werken und Briefen des Dichters Theodor Storm (1817–1888) wird die gemütliche Kuchenesser-Kultur immer wieder beschworen. Zu Weihnachten backt man aus Salzteig das Gestaltengebäck (fer.: kenkentjüch), zum Jahresende auf Föhr fortjisen, ein in heißem Fett angerichtetes Schmalzgebäck.
Tee wird in Nordfriesland weniger häufig getrunken als etwa in Ostfriesland; geschätzt ist er aber als Teepunsch mit Köm; Kaffee mit Rum ist als Pharisäer bekannt.
Auf Sylt befindet sich einer der kulinarischen Höhepunkt Deutschlands. 2016 wurden vier Sylter Köche mit Michelin-Sternen ausgezeichnet.
Kunz/Steensen 2013 u. 2014.