Sönke-Nissen-Koog Der Bau eines Damms zur Hamburger Hallig hatte nach 1859 die Aufschlickung des Vorlandes vor den Reußenkögen sehr befördert. Die sich anbietende Bedeichung eines neuen Kooges konnte allerdings erst in Angriff genommen werden, als 1922 der Eisenbahningenieur Sönke Nissen (1870–1923) der Deichbaugenossenschaft beitrat und einen Teil seines Vermögens in die Finanzierung einbrachte. Dafür beanspruchte er 40 Prozent des bedeichten Landes, worauf sieben Bauernstellen geschaffen werden sollten. Nissen starb, noch bevor im April 1924 der erste Spatenstich erfolgte. Der rund 8,5 Kilometer lange Deich wurde bereits ein Jahr später geschlossen, musste aber 1926 noch stark nachgebessert und auf die erforderliche Sturmfluthöhe gebracht werden. Zeitweise waren bis zu 1.000 Arbeiter beschäftigt. Mit dem 1.140 Hektar großen Sönke-Nissen-Koog fügte sich der letzte Baustein in das Bredstedter Werk.
Für die Besiedlung wurden drei Sektoren gebildet. Der südliche und nördliche Bereich war für die Interessenten aus den Nachbarkögen und -gemeinden bestimmt, der mittlere für den Sönke-Nissen-Nachlass. Die hierzu gehörenden sieben Höfe erhielten die Namen von Bahnstationen im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia): Keetmanshoop, Karrasland, Kolmanskuppe, Kalkfontein, Seeheim, Lüderitzbucht oder Elisabethbay. Dieser Hof gelangte am 7. August 1939 zu historischer Bedeutung, als der schwedische Industrielle Birger Dahlerus (1891–1957) NS-Generalfeldmarschall Hermann Göring (1893–1946) mit einer britischen Delegation zusammenführte, um erfolglos den drohenden Weltkrieg zu verhindern. Die Nachkommen Sönke Nissens haben heute kein Eigentum mehr im Koog.
Die Entwässerung wurde bis 1987 über die Sönke-Nissen-Koog-Schleuse in das Wattenmeer geleistet. Seit der Bedeichung des Beltringharder Kooges fließt das Binnenwasser in das dafür angelegte Speicherbecken im neuen Koog.
Durch die weißen Häuser mit ihren hellgrünen Dächern aus Pfannenblech erhielt der sehr fruchtbare Koog eine unverwechselbare Ausstrahlung. Die Entwürfe für die 28 Wohn- und Wirtschaftsgebäude lieferte der Architekt Heinrich Stav. Die Häuser sollten in Harmonie mit der Landschaft stehen, an einen entsprechenden Baustil anknüpfen und räumlich sowie technisch zweckmäßig sein. Die Lösung bot zwei Vorteile: Sie war preisgünstig und wegen der inflationsbedingten Verdreifachung der Deichbaukosten sehr willkommen. Darüber hinaus verringerte sie das Gewicht der Häuser, die auf weichem Marschboden stehen.
Der Sönke-Nissen-Koog gehört zu den wohlhabenden landwirtschaftlichen Regionen Deutschlands. Der Boden ist ideal für Raps und Weizen, der Schädlingsbefall dank der Seeluft äußerst gering, und der Ertrag liegt fast 50 Prozent höher als im Durchschnitt. Gut ein Dutzend Vollerwerbsbetriebe hat sich bis heute erhalten, ein hoher Anteil angesichts des drastischen Rückgangs landwirtschaftlicher Erzeuger. Einige Betriebe bieten Ferienwohnungen an, 2009 wurde eine privat betriebene Biogasanlage errichtet.
Zum zweiten Standbein wurde die Erzeugung erneuerbarer Energien. Die Entwicklung begann in den 1990er-Jahren mit der Errichtung eines ersten Bürgerwindparks. Ein neues Photovoltaikprogramm musste gestoppt werden, weil die Sonnenkollektoren auf den grünen Dächern den Gesamteindruck zunehmend zerstörten. Seit 2005 stehen 24 Gebäude unter Denkmalschutz.
Beim Deichübergang zur Hamburger Hallig befindet sich seit 2004 das Amsinck-Haus, ein Informationszentrum der Gemeinden des Amtes Mittleres Nordfriesland und des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.
Kunz/Panten 1999, Paulsen 1974.