Seehunde (fer.: siahünjer; frasch: siihüne; sölr.: Seehüner; wied.: säihün) Die bis zu 130 Kilogramm schwere Robbenart besitzt kurze, zu Flossen ausgebildete Gliedmaßen. Die männlichen Tiere erreichen eine Länge bis zu 1,90 Meter. Seehunde sind Meeressäuger und Fleischfresser und halten sich vorwiegend im äußeren Küstenbereich auf. Wenn die Luft wärmer wird, suchen sie ihre beliebten Sandbänke wie den Theeknob vor Hörnum, den Jungnamensand und die Knobsände zwischen Amrum und Sylt oder den Jordsand in dänischen Hoheitsgewässern auf. Die höchsten Bestände werden im Juli festgestellt. In dieser Zeit werden die Jungen gesäugt, und die älteren Seehunde wechseln ihr Fell. Dafür brauchen sie ungestörte Plätze mit günstigen Fluchtmöglichkeiten.
Ein ausgewachsener Seehund benötigt je nach Jahreszeit täglich zwischen fünf und sieben Kilogramm Fisch. Vorwiegend jagt er im entfernteren Küstenbereich Plattfische wie Flundern und Schollen. Er ist in der Lage, bis zu 25 Minuten zu tauchen. Werden Jungtiere von der Mutter getrennt, versuchen sie durch ihr typisches Rufen, den Kontakt zu ihr wieder aufzunehmen. Man nennt sie deshalb Heuler. Wegen des hohen Fettgehalts der Muttermilch verdreifachen sie in kurzer Zeit ihr Geburtsgewicht von etwa sieben bis neun Kilogramm. Die Umstellung auf eigene Nahrungssuche überleben aber nur etwa 70 Prozent der Neugeborenen, obwohl seit Einstellung der Seehundjagd 1974 kein direkter Feind mehr droht.
Ein lebensbedrohliches Problem für die Tiere scheint die starke Meeresverschmutzung zu sein. 1988 kam es zu einem großen Seehundsterben. In den Körpern der am Ende der Nahrungskette stehenden Säuger wurde eine sehr hohe Schadstoffkonzentration nachgewiesen. Der Bestand erholte sich nach wenigen Jahren, die alten Zahlen werden mit nunmehr über 30.000 Seehunden im gesamten Wattenmeer, davon etwa 10.000 im schleswig-holsteinischen Teil, sogar weit übertroffen.
Eine Rarität ist die kleine Kolonie der Kegelrobben auf dem Jungnamensand vor Amrum. 2010 verirrte sich eine junge arktische Klappmützen-Robbe in die Nordsee und wurde bei Föhr vom ablaufenden Wasser überrascht. Ein Seehundjäger verfügte die Einlieferung in die Seehundstation Friedrichskoog in Dithmarschen.
Borcherding 2013, Fiedler 1990 u. 1992, Heers 1999.