Sax, Peter * 6.9.1597 Evensbüll/Alt-Nordstrand, † 23.4.1662 Koldenbüttel, Bauer, Jurist, Ratmann. Der Bauernsohn besuchte die Gelehrtenschule in Husum und das Katharineum in Lübeck. Anschließend begann er ein Jurastudium in Jena, wurde aber etwa 1621 von seinem Vater nach Hause gerufen, um einen Hof im Drandersumkoog bei Koldenbüttel in Eiderstedt zu übernehmen. Den später „Staatshof“ genannten Betrieb hatte seine Mutter mit in die Ehe gebracht.
Sax wirkte in vielen Ehrenämtern, so als Kirchenältester, Koogsvorsteher und Deichediger. In dieser Funktion hatte er bei Sturmfluten einen bestimmten Abschnitt des Deiches zu überwachen. 1633, 1648 und 1657 wurde er jeweils für drei Jahre zum Kirchenbaumeister seiner Gemeinde Koldenbüttel gewählt, um 1630 wurde er in den Kreis der zwölf Eiderstedter Ratmänner aufgenommen. Sie unterstützten u. a. den Staller bei Gerichtsverhandlungen, entschieden bei Konkursen und Erbteilungen und nahmen an Verhören in Kriminalfällen teil. Erfahrungen im Rechnungswesen gehörten ebenso zu den Voraussetzungen wie die Kenntnis des Eiderstedter Landrechts. Nur wenige Jahre später wurde Sax Erster Ratmann und besetzte damit eine der angesehensten Stellungen in der Eiderstedter Selbstverwaltung.
In Koldenbüttel sammelte Sax alle mündlichen und schriftlichen Nachrichten, die er über seine Heimat und ihre Vergangenheit bekommen konnte. In den Mittelpunkt rückte die Landschaft Eiderstedt, weil er hierzu über die reichhaltigste Überlieferung und die größte Erfahrung verfügte. In eigenen Handschriften fasste er das Vorgefundene zu einer Geschichte Nordfrieslands und insbesondere Eiderstedts zusammen und übertrug sie ins Hochdeutsche. 1634 erlebte er eine Jahrhundertflut, die u. a. Alt-Nordstrand zerstörte und Tausende Menschenleben kostete. Dies verstärkte womöglich seine Motivation, Verlorenes und Bedrohtes zu dokumentieren. So entstanden ab 1636 seine großen Werke wie etwa „Ein newe Beschreibung, der sembtlichen, im gantzen Nordfrießlande, am Cimbrischen Meere, gelegenen Landen, Insulen, und Ougen“. Seine Ergebnisse, die auch als „geistige Wiederbedeichung“ Nordfrieslands gelten, gelangten zwar nicht zum Druck, dienten aber dennoch durch alle Jahrhunderte als wertvolles Quellenmaterial. 1983–88 wurden sie unter dem Titel „Werke zur Geschichte Nordfrieslands und Dithmarschens“ von dem Regionalforscher Albert Panten (* 1945) in Zusammenarbeit mit dem Nordfriisk Instituut vollständig herausgegeben.
Zu den skurrilen Eigenheiten des Peter Sax gehörte seine Vorliebe für Verstecke. Eine 1650 verfasste kleine Autobiografie verwahrte er hinter einer Tafelwand in dem von ihm errichteten Haubarg. Ein späterer Besitzer des Staatshofs fand die Lebensbeschreibung und schickte sie in die Königliche Bibliothek nach Kopenhagen, wo sie aber als verschollen gilt. Seinen 1654 verfassten Stammbaum versteckte er in einem Pfosten in der Kirche, wo er 1766 durch Zimmerleute gefunden wurde. Als 1751 sein Grab geöffnet werden sollte, fand man unter dem Grabstein eine Bleiplatte, in die er eigenhändig eine lateinische Inschrift „An den Ausgräber“ eingeprägt hatte. Der damalige Pastor übersetzte frei: „Verwegener, zeuch die Hand zurück von diesem Grabe, / Weil’s ewig billig ist, dass ich Ruhe habe, / Wenn mir der Tod sie gönnt; drum fordre ich, dass du / Stets meine Asche ehrst und deckst sie wieder zu!“ Der Kirchenvorstand beschloss 1815/16, das Grab für alle Zeiten unberührt zu lassen.
Kuschert 1996, Sax 1984.