Sankt Laurentii Die Kirche liegt am Südrand der Gemeinde Süderende auf Westerlandföhr. In vorchristlicher Zeit befand sich hier vermutlich ein heiliger Ort. Reste der aus der Wikingerzeit stammenden Grabhügel-Anlage Monklembergem sind noch zu erkennen. Eine Sage versucht, die Lage inmitten der Dörfer des Kirchspiels zu erklären.
Sankt Laurentii entstand als romanisch-jütische Granitquaderkirche im 12./13. Jahrhundert. Reste der Außenwände aus schwerem Findlingsgranit sind noch heute zu sehen. Die ursprüngliche Kirche hatte eine flache Balkendecke und vermutlich im Osten eine quadratischen Chor sowie eine halbkreisförmige Apsis. Bereits gegen Mitte des 13. Jahrhunderts wurde der Kirchenbau mit Backsteinen nach Westen erweitert. Am Ostende des Langhauses entstand das Norderquerhaus, vermutlich angeregt durch die Querschiffe von Sankt Johannis in Nieblum. Im 15. Jahrhundert erhielt die Kirche ihren Turm, eine Sakristei und spätgotische Gewölbe im Langschiff. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden die Fenster nach Süden vergrößert. Sturm und salzhaltiger Schlagregen beeinträchtigten die Außenwände. Sie wurden 1771 und 1964/65 erneuert. 1999 erhielt die Kirche eine vergoldete Wetterfahne mit einer Segelschiffdarstellung nach einem Entwurf von Reinhard Bordel (1923–2004). Ihr Schaft diente der Installation einer Antenne für den Mobilfunk.
Das älteste Ausstattungsstück ist eine romanische Taufe aus zwei Granitquadern aus dem 12./13. Jahrhundert. Die Messing-Taufschale stammt von 1720. Um 1430 entstand der dreiteilige Schnitzaltar. Er zeigt eine Marienkrönung, eingerahmt von zehn Heiligenfiguren, ganz rechts steht der Namenspatron Laurentius. Die Kanzel von 1630 besitzt einen 1669 kunstvoll geschnitzten fünfseitigen Schalldeckel aus Eiche. Bei Restaurierungsarbeiten kam 1952 die ursprüngliche Bemalung von 1671 hervor und erwies Matthias Petersen (1632–1706) und weitere Kommandeure als Stifter des Deckels. Zum Inventar gehören auch drei Gelbguss-Kronleuchter. Zwei wurden 1677 von Matthias Petersen und seinem Bruder, der dritte 1702 von deren Neffen Peter Petersen gestiftet. Ein weiterer Taufstein aus Marmor ist ein Geschenk von Kapitän Jung Rörd Jung Früdden (1709–1770). Er stammt aus der Kirche von Livorno und trägt die Bezeichnung R. F. 1752. Bei Restaurierungsarbeiten wurden im Chorraum Malereien aus dem 14. Jahrhundert freigelegt.
v. Hielmcrone 1974, H. Koops 1987, Sauermann 1939, Schulte-Wülwer 2012.
Otto Heinrich Engel (1866–1949), der „Maler Föhrs“, schrieb an seine Ehefrau: „Es war ziemlich bedeckte Luft, aber die Sonne schien doch ab und zu durch die Schlitze und dann wurden die Raine und die Heidepolster goldig überstrahlt, selbst diese einsame, etwas öde Landschaft erhielt einen eigentümlichen Reiz. Und darinnen steht stumm und streng die alte Kirche, deren Turm unzähligen Stürmen getrotzt, die vielen Generationen zur Ehre Gottes gedient hat. Bis über Mannshöhe ist sie mit großen Granitquadern aufgebaut, dann mit großen roten Backsteinen und das Dach ist aus Blei, das weiß oxydiert magisch leuchtet. Mit eisernen Ankern ist der Turm an den Ecken und in den verschiedenen Höhen gesichert.“
Eine Föhrer Sage berichtet über die Entstehung der Kirche Sankt Laurentii:
Als auf Föhr die St. Laurentii-Kirche gebaut werden sollte, konnten sich die Bewohner der Insel lange nicht über den Bauplatz einigen. Endlich beschlossen sie, dass der Kirchweg von allen Dörfern gleich lang sein solle. Man suchte also einen Platz zwischen Süderende und Klein-Dunsum und fing an, dort die Kirche zu errichten.
Doch was die Bauleute bei Tag aufstellten, das rissen zwei Riesen in der Nacht wieder ab. Sie holten sich die mächtigen Feldsteine, aus denen man die Kirche bauen wollte, und trugen sie auf ihren Armen in die Heide südlich von Süderende hinaus und bauten hier nach ihrem Plan die Kirche auf.
Als der Bau fast vollendet war und nur noch die letzten Ziegel auf dem Dach fehlten, gerieten die Hünen miteinander in Streit, indem sie bequem zu beiden Seiten des Kirchenschiffes knieten. Anfangs war die Sache recht harmlos, da sie sich über die Kirche hinweg nur bei den Haaren zausten. Als sie aber aufsprangen und einander packten, da hätten sie beim Ringen fast den ganzen Bau wieder umgestoßen. Zum Glück aber dauerte der Kampf nicht lange, denn beide brachten einander tödliche Wunden bei. In zwei großen Wällen östlich der Kirche, die man Riesenbetten nennt, sollen sie begraben sein.
Die Kirche, an der die Riesen gebaut hatten, konnte man jetzt mit leichter Mühe fertig stellen, und als man die Entfernung nach den einzelnen Ortschaften ausmaß, da fand man, dass die beiden Riesen den besten Platz gewählt hatten; denn von dem ersten Bauplatz wäre der Weg nach Hedehusum und Utersum doch zu weit gewesen.