Reußenkoog Der über 510 Hektar große Koog wurde 1789 im Auftrag von Graf Heinrich von Reuß (1752–1814) gewonnen. Er besaß den Oktroi zur Landgewinnung, die mit einem gut sechs Kilometer langen Deich auch für die gefährdeten Schutzwerke der zurückliegenden älteren Köge mehr Sicherheit bringen sollte. Beim Deichbau wurden 50-Meter-Abschnitte, sogenannte Nummern, an „Pflugleute“ vergeben, die den Deich Stück für Stück fertigstellen ließen. Die Arbeiten verrichteten überwiegend Tagelöhner aus den benachbarten Geestdörfern. Für die Entwässerung sorgte bis zur Bedeichung des Sönke-Nissen-Kooges 1925 das Bordelumsiel. 1871 wurde der Reußenkoog zusammen mit dem Desmerciereskoog, dem Louisen-Reußen-Koog und dem Sophie-Magdalenen-Koog zur eigenständigen Landgemeinde Reußenköge gelegt.
Nach der Vermessung des Kooges 1789 wurden die Ländereien in „Lose“ eingeteilt und meistbietend verkauft. Zu den Käufern gehörten viele Bauern von der Geest, die ihre Landwirtschaft mit fruchtbarem Marschboden anreichern wollten. Im Koog selbst gab es wegen der zu kleinen Parzellen bis in die 1930er-Jahre nur zwei Vollerwerbsbetriebe. Bereits 1913 wurde das Anwesen Bordelumsiel wegen Baufälligkeit abgebrochen. Einen Großteil des dazugehörigen Landes erwarb die Schleswig-Holsteinische Landgesellschaft, die zwischen 1936 und 1939 sieben Siedlerstellen darauf errichtete. 1970 wurde auch einer der Haupthöfe abgebrochen. Dieses Land konnte von einer weiteren Hofstelle der Familie in Mönkebüll mit bewirtschaftet werden. Heute ist im Koog kein Bauer mehr ansässig. Bewohnt wird er hauptsächlich von Altenteilern. Das Ackerland nutzen Landwirte aus den Nachbarkögen. Relativ neu ist der Bürgerwindpark mit 14 Windkraftanlagen.
Kunz/Panten 1999, Sielverband 1989, Steensen 1990a.