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Nordfrieslandlexikon
Queller

Queller (fer.: ool; frasch: kråbgjars; sölr.: Krābgērs; wied.: kwääler) ist eine bis zu 40 Zentimeter hohe, einjährige Salzwasserpflanze. Sie siedelt sich in der vordersten Verlandungszone zwischen freiem Watt und entstehender Salzwiese an. In dieser Zone wird der Queller täglich zweimal vom Meerwasser überspült. Damit die Salzkonzentration in der Pflanze nicht zu hoch wird, speichert sie viel Wasser in ihren fleischigen Stängeln und quillt dabei auf. Die Speicherkapazität für Wasser ist aber durch die Größe der Pflanze begrenzt, während Salze weiter aufgenommen werden. Das bedeutet, dass die Salzkonzentration im Gewebe allmählich steigt und zunehmend giftig wirkt. Die rote Färbung im Herbst zeigt deutlich den Zusammenbruch des Systems an, der Queller stirbt ab, vertrocknet und verwest. Eine reichhaltige Samenbildung sorgt für ein erneutes Aufkeimen im kommenden Frühjahr.

Queller und Seegras sind die Pionierpflanzen bei der Landgewinnung im Watt. Stängel und Äste der Pflanze fangen die mit der Flut herangetragenen Schwebstoffe auf und fördern ein weiteres Ablagern von Schlick im vordersten Salzwiesenbereich. Außerdem befestigen ihre Wurzeln den Boden und ermöglichen dadurch die Besiedlung der Flächen mit Folgearten wie dem Andelgras. Queller ist essbar und wohlschmeckend, wenn auch recht salzig. Es ist anzunehmen, dass er – wie auch die Suden – einst den einheimischen Speiseplan bereicherte. In der Sylter Küche des Sterne-Kochs Johannes King (* 1963) erfährt er derzeit eine Renaissance.

Borcherding 2014, Künnemann/Gad 1997, Quedens 1988, Reise 2000.