Pflanzen (fer.: plaanten; frasch: ploonte; sölr.: Plaanten; wied.: pluonte) Die Pflanzenbesiedlung in Nordfriesland entspricht in etwa der üblichen Verbreitung in Nordeuropa. Der Anteil sogenannter atlantischer Arten, die weniger an frostige Temperaturen angepasst sind, ist relativ hoch. Eine besondere Pflanzenwelt findet man aber auf den Halligen, wo im Vorland und auf der Salzwiese eine spezielle Vegetation anzutreffen ist, und vor allem auf den Inseln.
Auf Sylt z. B. gedeihen rund 650 verschiedene Pflanzenarten, und jeder Landschaftsgürtel der Insel weist seine typische Vegetation auf. So wachsen von West nach Ost auf den Weiß-Dünen vorwiegend der Strandhafer, der Strandroggen und andere langwurzelige Gewächse. Die Graudünen werden von Silbergras, Mauerpfeffer, Reiherschnabel, Strandwicke, Gänsedistel und Sandsegge besiedelt, auf den strandfernen Braundünen wachsen z. B. Krähenbeere, Besen- und Glockenheide, Labkraut, Hornklee, Englischer Ginster und Löwenmäulchen. In den Dünentälern findet man u. a. die Moosbeere, die Ährenlilie, das Gefleckte Knabenkraut, den Bärlapp, die Zwergbinse und den Sonnentau. Diese Pflanzen sowie elf weitere Dünenpflanzen, darunter z. B. die Dünenrose, die Stranddistel, das Wollgras oder der Lungenenzian, stehen auf der Roten Liste besonders gefährdeter Arten. Auf der Geest der Insel werden die Heideflächen überwiegend von der Krähenbeere bewachsen, und in der flachen Marsch im Osten Sylts gedeihen auf den Salzwiesen u. a. der Strandflieder, die Keilmelde und der Queller. Ein Exot ist die wilde Sylt-Rose, eine Heckenrose, die sich zunehmend über die ganze Insel ausbreitet und besonders seltene heimische Pflanzenarten verdrängt. Der größte geschlossene Bestand an Arnika in Schleswig-Holstein befindet sich auf einer Wiese am südlichen Ortsrand von Wenningstedt.
Bereits um 1825 schrieb der Chronist Peter Jung Peters (1759–1842) ein erstes Buch über die Föhrer Pflanzenwelt. Arfst Jens Arfsten (1812–1899) aus Nieblum legte um 1860 ein Herbarium an. 1895 schrieb der Botaniker Paul Knuth (1854–1900) das Buch „Flora der Nordfriesischen Inseln“. Er bezifferte die Zahl der wild wachsenden Pflanzen auf Föhr mit über 400. Im Jahr 1925 veröffentlichte D. N. Christiansen seine Arbeit „Die Blütenpflanzen und Gefäßkryptogame der Insel Föhr“, worin er 462 urwüchsige Arten nachweist. Willi Christiansen und Professor Norbert Knauer zählten in den 1960er-Jahren 438 urwüchsige Pflanzenarten, die sich in typischer Weise auf und um die Insel ausbreiten.
Die Bewässerungsgräben der Marsch in Nordfriesland beherbergen eine ganz eigene Pflanzenwelt, die häufig erst bei niedrigen Wasserständen im Sommer zur Geltung kommt: Reet, Rohrkolben, Laichkraut, Froschlöffel, Igelkolben, Schwertlilie, Blutauge und Fieberklee sind zu finden. Auf der Geest wachsen an den Wegen und auf den Erdwällen zwischen den Äckern Margeriten, Kornblumen, Ehrenpreis, Taubnessel, Sauerampfer, Ackerdistel und Quecke.
Die Knicks für den Windschutz auf der Geest wurden erfolgreich mit Zitter- und Silberpappeln bepflanzt, die heute als große Bäume das Landschaftsbild prägen. Außerdem förderte man dornige und stachelige Sträucher wie Weißdorn, Schlehe, Rosen und Brombeeren, weil das Weidevieh die anderen Gehölze verbiss. So gibt es z. B. zehn Brombeerarten, die weltweit nur von einzelnen Knickabschnitten in Schleswig-Holstein bekannt sind.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in Nordfriesland über 7.500 Hektar neuer Wald. Bei den Aufforstungen mischte man Fichten, Weißtannen, Kiefern und Lärchen bis zu 20 Prozent mit Buchen und Eichen. In den 1980er-Jahren wurden über 300 Hektar Nadelwald in Mischwald umgebaut, um die Artenvielfalt und Stabilität der Wälder zu fördern. Doch 2013 vernichteten große Herbststürme wie Anatol etwa ein Zehntel des Waldes und veränderten das Gesicht der Landschaft erneut gravierend.
Alshuth 2000, R. Arfsten 1950/51, Bordel 1971, Christiansen 1925, Dircksen 1967, Fiedler 2000, Kelch 2000, Knauer 1974, Möller 1916.
Einige wichtige Pflanzenarten und ihre Blütezeit:
Weißdünen:
Strandhafer: Juni bis Juli
Strandroggen: Juni bis August
Binsenquecke: Juni bis August
Salzmiere: Mai bis September
Strandplatterbse: Juni bis August (Naturschutz)
Meersenf: Juli bis Oktober
Graudünen:
Sand-Thymian: April bis Oktober
Sandsegge: Mai bis Juli
Hornklee: Mai bis September
Berg-Sandglöckchen: Mai bis September
Silbergras: Juni bis August
Hasenklee: Juni bis September
Echtes Labkraut: Juni bis September
Veilchen: April bis September
Braundünen:
Krähenbeerenheide: April bis Mai
Wollgras: April bis Mai (Naturschutz)
Kriechweide: April bis Mai
Rauschbeere: April bis August
Blutwurz: Mai bis August
Gänsefingerkraut: Mai bis August
Dünenrose: Mai bis Juni (Naturschutz)
Besenheide: Juni bis September
Glockenblume: Juni bis Oktober
Dünentäler:
Moosbeere: Juni bis August
Sumpfheidelbeere: Mai bis Juli
Sonnentau: Juli bis August (Naturschutz)
Lungenenzian: Juli bis September
Sumpf-Bärlapp: August bis Oktober
Glockenheide, Erika: August bis Oktober (Naturschutz)
Heide:
Arnika: Juni bis August (Naturschutz)
Ährenlilie: Juli bis August (Naturschutz)
Besenheide: Juli bis September
Geflecktes Knabenkraut: Juni bis Juli (Naturschutz)
Glockenheide, Erika: August bis Oktober (Naturschutz)
Heidelbeere: Mai bis Juni
Krähenbeere: Mai bis Juni
Moosbeere: Juni bis August
Rauschbeere: April bis August
Salzwiese und Verlandungsbereiche:
Strandaster: Herbst (Naturschutz)
Strandgrasnelke: Mai bis November
Strandwermut, -beifuß: Juli bis Oktober
Strandwegerich: Juni bis Oktober
Rotschwingel: Juni bis Juli
Kleines Seegras: Juni bis August
Andelgras: Juni bis September
Schlickgras: Juli bis August
Keilmelde: Juli bis September
Strandflieder: Juli bis August (Naturschutz)
Queller: August bis Oktober