Petersen, Matthias (eigentlich Matz Peters) * 24.12.1632 Oldsum, † 16.9.1706 Oldsum, Walfang-Kommandeur von Föhr. „Matz Peters“ und seine Brüder John und Jens fuhren schon in jungen Jahren zur See. Im Winter nahmen sie Navigationsunterricht bei ihrem Pastor Ricardus Petri (1597–1678). Bereits in seinem 20. Lebensjahr wurde Matthias Kommandeur eines Hamburger Walfangschiffs. Bis 1702 führte er von den Niederlanden und von Hamburg aus Schiffe zum Walfang. Wie die lateinische Inschrift auf seiner Grabplatte besagt, erlegte er nicht weniger als 373 Wale und erhielt daher den Beinamen „der Glückliche“. Doch auch großes Unglück musste er erleben. 1673 verlor er sein Schiff „St. Jan Baptist“, das der Hamburger Reederei Wreede gehörte, im Eis. Zwei seiner Söhne, Otto und Johann, wurden 1702 bei einer Kaperung getötet, sein ältester Sohn Matthias starb etwa um dieselbe Zeit nach einer Kaperung in St. Malo/Frankreich. Auch der Kommandeur selbst wurde 1702 von einem Franzosen gekapert und musste sich gegen 8.000 Taler loskaufen.
Der Walfang verschaffte dem Glücklichen Matthias ein außergewöhnliches Ansehen und großes Vermögen. 1677 stiftete er zusammen mit seinem Bruder John (1641–1691) zwei Kronleuchter für die Sankt Laurentii-Kirche in Süderende. Seine Kinder ließ er von einem Hauslehrer unterrichten und ermöglichte ihnen den weiteren sozialen Aufstieg. Sohn Peter Matthießen (1677–1752) war 1713–46 Landvogt von Osterlandföhr, dessen Söhne Marcus (1713–1759) und Peter Matthießen (1764–1771) folgten ihm im Amt. Enkel Matthias Matthießen (1715–1788) war 1742–88 Landvogt auf Sylt. Enkel Peter Matthießen (1767–1829) wiederum bekleidete von 1788–95 ebenfalls das Amt des Landvogts auf Föhr und von 1795–99 auf Sylt. Ein weiterer Sohn von Matthias Petersen, Clemens (1682–1741), war Pastor in Schwesing und Wewelsfleth/Kreis Steinburg. 1697 löste Kommandeur Petersen, vermutlich durch einen Beschwerdebrief an den Ripener Stiftsamtmann, eine grundlegende Reform des Rechtswesens in der Westerharde aus. Seine Arroganz gegenüber der lokalen Rechtsordnung zeigte sich auch darin, dass er gerne klagte, auch gegen sozial weitaus Schwächere, und bei Bedarf alle Instanzen bemühte.
Die Hinterbliebenen des herausragenden Seefahrers seiner Zeit erkauften 1706 das sonst nur einigen ausgewählten Pastoren gewährte Privileg, den Toten vor dem Altar von Sankt Laurentii zu begraben. Als nach 14 Jahren die 100 Reichstaler noch nicht bezahlt waren, wurde Petersen kurzerhand ausgegraben und auf den Kirchhof umgebettet.
Achelis 1966, Braren 1980, Falk 1987, Faltings 2001, M. Koops 1986, Matthießen 1904, Oesau 1937 u. 1955, SHBL 4, Steffen 2004.
Der imposante Grabstein des „glücklichen Matthias“, der ursprünglich als Grabplatte vor dem Altar gelegen hat, steht auf dem Kirchhof südlich des Gotteshauses Sankt Laurentii. Die Inschrift ist Lateinisch und lautet:
Matthias Petersen
Nat.: Oltsumi d. 24. Dec. 1632
Denat: d. 16. Sept. 1706 REI
Nauticae in Grönlandiam
peritissimus, ubi
incredibili successu
373 Balenas
cepit, ut inde omnium
suffragio nomen
Felicis
adeptus sit; Et Coniux
Inge Matthiesen
Nat.: d. 7. Oct. 1641
Den.: d. 5. April 1727
Securus morte est, qui
scit se morte renasci,
mors ea non dici, sed
nova vita potest.
Die Übersetzung lautet:
Matthias Petersen
Geb.: Oldsum d. 24. Dez. 1632
Gest.: d. 16. Sept. 1706
Der Schifffahrt auf Grönland
sehr kundig, wo
er durch unglaubliches Glück
373 Wale
gefangen hat, so dass er nach aller
Urteil den Namen
des „Glücklichen“
erhalten hat. Und Ehefrau
Inge Matthiesen
Geb.: d. 7. Okt. 1641
Gest.: d. 5. April 1727
Ruhig im Tode ist der, welcher
weiß, dass er aus dem Tode wiedergeboren wird;
Tod kann dies nicht genannt werden, sondern
ein neues Leben.