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Nordfrieslandlexikon
Ostenfelder Bauernhaus

Ostenfelder Bauernhaus Im Jahre 1899 entstand in der Nordhusumer Straße in Husum das erste Freilichtmuseum in Deutschland. Aus dem etwa 15 Kilometer östlich gelegenen Dorf Ostenfeld überführte man eines der letzten ursprünglichen Niederdeutschen Fachhallenhäuser der Region in die Kreisstadt. Der damals heftig ausgetragene nationalpolitische Gegensatz zwischen Deutschland und Dänemark bildete den Hintergrund. Ein Mitarbeiter des Dansk Folkemuseum in Kopenhagen hatte den Erwerb dieses Hauses für das im Entstehen begriffene dänische Freilichtmuseum beabsichtigt. Mit seiner ganzen Energie sorgte der Gymnasiallehrer und bedeutende Heimatforscher Magnus Peter Voß (1856–1905) dafür, dass die Stadt Husum das Gebäude mit Hilfe des Kreises Husum und der Provinz Schleswig-Holstein erwarb. Es wurde abgetragen und auf dem Gelände des Woldsenschen Witwenstifts wieder errichtet. Die düpierten Dänen erwarben noch im selben Jahr ein ähnliches Haus in Ostenfeld.

Der Eingang ist der Straße zugewandt. Im hohen Reetdach befindet sich unter dem First ein Rauchloch, denn das Hallenhaus hatte keinen Schornstein. Um 1600 erbaut, bestand es ursprünglich aus einer Diele, zwei Stallabseiten, zwei Wohnabseiten sowie der Herdstelle am Ende des Stalls. Die einzelnen Bereiche waren nicht voneinander abgetrennt. Mensch und Tier lebten zunächst in einer „Halle“.

Im später angebauten Pesel, der besten Stube, zeugte ein figurenreicher Abendmahlschrank aus dem Dörfchen Rott von Wohlstand und Kultur der Bauernfamilien im alten Kirchspiel Ostenfeld; er steht mittlerweile im Nordfriesland Museum. Nissenhaus Husum. Es handelt sich um einen „Schenkschiven“, der 1642 von dem Husumer Behrend Cornelissen gefertigt worden war. Die „Schenkscheibe“, eine zentral in die Schrankfront eingesetzte herunterklappbare Kredenzplatte, ist das auffälligste Nutzungsmerkmal des großformatigen, ehemals wandfesten Schranktyps.

1789 wurde eine Wohnstube, die Döns, angebaut. Sie ist mit reichen Schnitzereien und drei verschiedenen Fliesensorten ausgeschmückt. Von der Lebenserfahrung des Hausherrn zeugt offenbar der in den Türbalken eingeschnitzte Spruch: „Niemand kann es machen so, dass jedermann gefallen tu.“

1986 wurde das Haus bei einem Brand stark zerstört, jedoch originalgetreu wieder aufgebaut. 1997 übernahm der Museumsverbund Nordfriesland die verantwortliche Leitung. Eigentümerin ist seit 2002 die Asmussen-Woldsen-Stiftung. 2014/15 gelang es, das durch Feuchtigkeit, Schimmel- und Schwammbefall stark gefährdete Museumshaus durch aufwendige Restaurierungsmaßnahmen zu erhalten.

Grunsky 2005, Kunz 2010, Steensen 2014.

Ein Mitarbeiter des Dansk Folkemuseum erzählte 1899 in einem Husumer Hotel vom geplanten Erwerb des „Heldtschen Hauses“ in Ostenfeld. „Flugs haben es sich die Husumer hinter die Ohren geschrieben“, berichteten die „Husumer Nachrichten“ am 4. August 1900, „und raschen Entschlusses begaben sich die Herren Bürgermeister Menge und Gymnasiallehrer Voß nach Ostenfeld, um den Dänen zuvorzukommen und das wertvolle Altertum der eigenen Heimat zu erhalten“.