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Nordfrieslandlexikon
Knick

Knick (fer.: knik; frasch: knik; sölr.: Knek; wied.: knik) ist eine künstlich angelegte busch- bzw baumbestandene, rund zwei Meter breite und anderthalb Meter hohe Wallhecke. Einen Doppelknick nennt man „Redder“. Knicks wurden schon seit altgermanischer Zeit angelegt und dienten meistens dazu, das Vieh aus- oder einzuzäunen. Auf der nordfriesischen Geest war seit dem 16. Jahrhundert, nach der massiven Abholzung der Wälder u. a. für den Deichbau in der Marsch, der Hauptzweck der Knicks, die leichten, sandigen Böden gegen weitere Winderosion zu schützen. Mit der Verkoppelung und der Schaffung von Privateigentum an Grund und Boden wurden ab 1766 die Besitzer verpflichtet, ihre Koppeln mit lebendem Buschwerk zu begrenzen – es entstand nach und nach die für ganz Schleswig-Holstein charakteristische Knicklandschaft.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sollten die nordfriesischen Geestdörfer einen Windschutz aus Gehölzpflanzungen erhalten, starke Sandverwehungen hatten außerdem immer wieder zu völligen Ernteausfällen geführt. Der Plan wurde nicht umgesetzt. 1949 entschloss sich die Gemeinde Joldelund mit Hilfe von Jens Iwersen (1893–1954) zu einem umfassenden Windschutzsystem aus Wald, Knick, Gehöft- und Alleepflanzungen, um den Wind abzuleiten. Das Beispiel machte Schule und führte auf der Schleswigschen Geest bis 1978 zu insgesamt 9.000 Kilometern Schutzhecke.

Besonders erfolgreich war dabei die Pflanzung von Zitter- und Silberpappeln, die heute als große Bäume das Landschaftsbild prägen. Meist wurden aber die Gehölze aus den benachbarten Wäldern entnommen und in bunter Reihenfolge auf den Wall gepflanzt. Gute Einfriedungen müssen regelmäßig geknickt werden. Dazu werden die Zweige von Sträuchern miteinander verflochten und Triebe junger Bäume heruntergebogen. Im Abstand von zehn bis 15 Jahren werden die Hölzer bis auf den Wurzelstock abgeschnitten, um eine Auslese jener Arten zu erhalten, die ein besonders gutes Stockausschlagvermögen besitzen wie z. B. Hainbuche, Hasel und Esche. Außerdem fördert man dornige und stachelige Sträucher wie Weißdorn, Schlehe, Rosen und Brombeeren, weil das Weidevieh die anderen Gehölze verbeißt. So gibt es z. B. zehn Brombeerarten, die weltweit nur von einzelnen Knickabschnitten in Schleswig-Holstein bekannt sind.

In den Knicks versammelt sich eine reichhaltige Tierwelt, es wurden bis zu 7.000 Arten gezählt. Im Durchschnitt brüten etwa 30 Vogelpaare in einem Kilometer Knicklänge, vor allem Dorngrasmücke, Heckenbraunelle und Goldammer. In einem Redder kann die Zahl sogar auf das Sechsfache steigen. Von der Kleintierwelt ernähren sich wiederum viele höhere Tiere, wie Mäuse, Igel, Rebhuhn, Hase und Reh.
Die Anforderungen der modernen Landbewirtschaftung führten zu einer starken Auflockerung des nunmehr störenden Knicknetzes. Heute gibt es in Schleswig-Holstein rund 68.000 Kilometer Knicks, die unter Naturschutz stehen. Wegen ihrer physikalischen, klimatologischen und biologischen Wirkungen wurde ein Bewertungsrahmen erarbeitet, der ökologisch wertvolle Knicks und Redder, aber auch historisch bedeutende Steinwälle bei Flurbereinigungsmaßnahmen schützen soll.

Landesamt für Naturschutz 1985.