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Nordfrieslandlexikon
Klenderhof

Klenderhof heißt ein markantes, burgähnliches Reetdachhaus im Norden von Kampen auf Sylt. Es wurde 1933 von dem Berliner Architekten Otto Firle (1889–1966) für den Cellisten Max Baldner (1887–1946) entworfen. NS-Generalfeldmarschall Hermann Göring (1893–1946) ließ sich das Haus auf der mecklenburgischen Halbinsel Darß nachbauen. In der „Reichskristallnacht“ 1938 versuchten vom Festland angerückte SA-Männer Baldners Hof zu verwüsten. Der Künstler war mit Charlotte Lindemann (1901–1996), genannt „Bimba“, der Tochter eines jüdischen Kaufhausbesitzers, verheiratet. Der Kampener NSDAP-Ortsgruppenleiter Willy Kamp (1894–1953), der in erster Linie Reitmeister war und sich wenig für politische Meinungen interessierte, verhinderte mit Hilfe der Feuerwehr die geplante Brandstiftung. Es blieb bei der Zerstörung des Inventars.

Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich das Anwesen auf dem rund zwei Hektar großen Grundstück für mehrere Jahrzehnte im Besitz des Hamburger Verlegers Axel Springer (1912–1985), weshalb es im Volksmund auch als „Springer-Burg“ bekannt war. 1973, als der damalige Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller (1911–1994) zu Besuch weilte, ging der Hof bei einem vermutlich politisch motivierten Brandanschlag in Flammen auf. Ein Großteil des Hauses konnte durch die Feuerwehr gerettet werden, der beschädigte Teil wurde in seiner alten Form wieder aufgebaut. 1985–2002 gehörte der Klenderhof einer Gruppe von Schweizer Geschäftsleuten. 2007 erwarb ein Schweizer Unternehmer das Haus.

v. Bremen 2008, Simon 1980, Spreckelsen 1996.