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Nordfrieslandlexikon
Klappholttal

Klappholttal (sölr.: Klapholtdeel) Ab 1869 wurden zur Dünenbefestigung auf einem 35 Hektar großen Areal südlich von List auf Sylt kleinwüchsige Krummholzkiefern angepflanzt. Dieses „Klappholz“ verlieh dem Dünental westlich der Vogelkoje den Namen Klappholttal. Während des Ersten Weltkriegs wurde eine Barackensiedlung für Soldaten im Klappholttal errichtet. In den sechs verbliebenen Gebäuden gründeten 1919 Knud Ahlborn (1888–1977) und Ferdinand Goebel (1886–1966) ein Freideutsches Jugendlager mit dem Ziel, die persönlich-existenzielle Bildung der Menschen „nach eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortlichkeit und in innerer Wahrhaftigkeit“ zu ermöglichen. Der Strand bei Klappholttal gilt als eine frühe Stätte der FKK-Bewegung und erhielt bereits 1927 eine landespolizeiliche Ausnahmegenehmigung zum Nacktbaden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte Ahlborn die Einrichtung in eine Heimvolkshochschule um. Ihr vielseitiges Lehrangebot, das rund 6.000 Teilnehmende im Jahr gewinnt, unterliegt bis heute der Zielsetzung, „die kritische Aufklärung mit dem Ziel der geistigen, kulturellen und sozialen Entfaltung“ voranzubringen. Nachfolger Ahlborns wurde 1971–98 Manfred Wedemeyer (1931–2009). Unter seiner Leitung erhielt die Einrichtung 1977 die Bezeichnung Akademie am Meer. Seit 1998 wird sie von dem Historiker Hartmut Schiller (* 1957) geführt.

In die Dünenlandschaft eingebettet liegen 86 Häuschen und weitere Gebäude. Sie dienen als Herberge für maximal 260 Gäste, die in der Akademie gleichzeitig untergebracht werden können. Zu der Erholungs- und Bildungseinrichtung mit 40 Angestellten gehört auch ein Schullandheim mit 40 Betten. Seit 1977 ist der mit fast 40.000 Übernachtungen größten Erwachsenenbildungseinrichtung in Deutschland das Ferdinand-Avenarius-Institut angeschlossen. Es bemüht sich, die kulturelle Tradition des früheren Hauses Uhlenkamp fortzuführen und die historischen Quellen, den „Kunstwart“ und die „Deutsche Zeitschrift des Dürerbunds“ (1902–1935) zu bewahren.

Ahlborn 1921 u. 1969, Andritzky/Friedrich 1989, Naturschutzgemeinschaft 1994, Nordseeheim 1979.