Johannsen, Erich * 27.2.1862 Keitum, † 25.8.1938 Keitum, Tischler, friesischer Dichter. Schon während der Tischlerlehre in Tondern entdeckte Johannsen seine Liebe zum Theaterspiel. Mit 23 Jahren verfasste er sein erstes Stück, noch in hochdeutscher Sprache. Der Sprachwissenschaftler Theodor Siebs (1862–1941) gab 1898 in Greifswald zwei friesische Lustspiele aus Johannsens Feder heraus und versah sie mit Übersetzung, Erläuterungen und Wörterverzeichnis. Insgesamt schrieb Johannsen etwa 30 Theaterstücke, die zum Teil häufig aufgeführt wurden und bei den Syltern sehr beliebt waren. Am bekanntesten wurde sein Lustspiel „Di Friier fan Muasem“ (Der Freier von Morsum). In jedem Bühnenstück wirkte er aktiv mit. Außerdem verfasste er etwa 400 Reimdichtungen, zumeist heiteren Inhalts, ebenfalls weit überwiegend in friesischer Sprache. Die meisten Stücke und Gedichte blieben ungedruckt. Sie werden größtenteils im Sylt Museum verwahrt. Lange Zeit galt Johannsen als der Sylter Heimatdichter schlechthin.
Århammar 1967, Johannsen 1903, Kunz/Steensen 2014, Steller 1953.
Erich Johannsen:
Min ual Düürdrumpel
Me Fet uurst dü trapet en ek fuul reekent,
Best bluat en Stek Holt, em gair aur di hen.
Man wat aur di henging, dit staant forteekent
Diip iin ön min Taachten, wat jer jens es sken.
Meine alte Türschwelle
Mit Füßen wirst du getreten und nicht viel geachtet,
Bist nur ein Stück Holz, man geht über dich hinweg.
Doch was über dich hinwegging, das steht verzeichnet
Tief in meinen Gedanken, was früher einmal ist geschehen.