Jessen, Carl Ludwig * 22.2.1833 Deezbüll, † 4.1.1917 Deezbüll, Kunstmaler. Jessen, Sohn eines Tischlers, begann zunächst selbst eine Tischlerlehre. Seine künstlerische Begabung wurde früh entdeckt und von der Gräfin von Schackenborg gefördert. Sie ermöglichte ihm den Besuch der Kunstakademie in Kopenhagen. Während der Ferien 1858 suchte er auf Föhr nach Motiven. Es entstanden Studien wie z. B. das Ölbild „Friesin in zweifacher Aufnahme“. 1859 widmete er sich Innenräumen und Ausstattungen von Häusern. Auch Volkslebenbilder entstanden wie z. B. „Junges Mädchen auf Föhr“ oder „Junges Paar rüstet sich zum Kirchgang“. Nach dem deutsch-dänischen Krieg 1864 kehrte Jessen nach Deezbüll zurück. Ein Stipendium der preußischen Regierung führte ihn für zwei Jahre nach Paris, anschließend versuchte er in Hamburg ohne Erfolg als „Salonmaler“ Fuß zu fassen. Ab 1875 widmete er sich in Nordfriesland der Darstellung der sich auflösenden ländlichen Lebensverhältnisse. Auf Sylt entstand z. B. das Ölgemälde „Düne auf Sylt“, das sich im Nordfriesland Museum – Nissenhaus Husum befindet. 1879 gehörte der Maler zu den Gründungs- und Vorstandsmitgliedern des Frasche Feriin for Naibel-Deesbel än trinambai. In dieser Zeit entwickelte er eine unverwechselbare künstlerische Darstellung des nordfriesischen Volkslebens. Er wurde fortan als „Friesenmaler“ bekannt. Seine Gemälde hängen in zahlreichen Privatstuben und in Museen der Region. Er „schrieb mit seinem Pinsel zugleich die Geschichte des friesischen Volkstums“, resümierte Albrecht Johannsen (1855–1935), und noch heute werden seine Bilder als Inbegriff des „typisch Friesischen“ gesehen. Seine fast fotografisch genauen Bilder sprachen seine Landsleute stark an und sind weiterhin äußerst populär in Nordfriesland. Menschen und Gegenstände sind genau wiederzuerkennen.
Feddersen 1984, Schlee 1968 u. 1971, Schulte-Wülwer 1989, 1996 u. 2012, SHL 1983, Steensen 1986 u. 2005.