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Nordfrieslandlexikon
Hualewjonken

Hualewjonken (sölr.: Hualevjunkensdreenger = „Jungs des Halbdunkeln“) nannten sich auf Föhr die Treffen junger Burschen, die sich in der Zeit zwischen Abendbrot und Mitternacht ereigneten. Auf Sylt trafen sich die Hualevjunkensdreenger. Die jungen Männer bildeten eine Art „Schutz- und Lustgemeinschaft“. Sie mussten konfirmiert und ledig sein und durften das 30. Lebensjahr nicht überschritten haben. Vermutlich ist der Brauch in der Ära des Walfangs entstanden, um die eher ereignislose Winterzeit in der Heimat zu überbrücken. Schriftliche Protokolle über die Sitte sind aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Die Zusammenkünfte unterlagen festen Statuten und Regeln, so standen z. B. die jungen Mädchen des eigenen Dorfes unter dem besonderen Schutz des Hualewjonken. Die jungen Männer besorgten auch das „Ausschießen“. Bestand bei einem Paar der Verdacht, dass es sich bereits heimlich die Ehe versprochen hatte, wurde es mit Luftgewehren gestellt und zu einem öffentlichen Bekenntnis aufgefordert. Dies wird auch heute noch vereinzelt praktiziert. In den Föhrer Dörfern Alkersum, Borgsum, Oevenum und Oldsum ist das Hualewjonken eine feste Institution.

C. P. Hansen 1858a u. 1875, Kunz/Steensen 2013, Kürtz 2005, Nerong 1903, Tholund 1993, Wedemeyer 1988.


Die Statuten des Oldsumer Hualewjonken wurden 1904 erstmals schriftlich verfasst. Darin heißt es in einem Leitsatz: „Die Winterabende sind in gemeinsamer Weise durch Kartenspiel und Erzählungen zu verbringen.“