Hörnum-Odde (fries.: Hörnem-Or; dän.: odde = Spitze, Vorsprung) bezeichnet das vergleichsweise junge Dünengebiet auf der Südspitze der Insel Sylt. Es entstand ab der Mitte der 1920er-Jahre durch die Verlagerung großer Sandmengen, die nordwestlich von Hörnum abbrachen. Sturmfluten lagerten auf der Odde Strandholz und Strandhafer ab und bildeten damit die Voraussetzung für die Entstehung großer Dünen. 1972, als das Gebiet unter Naturschutz gestellt wurde, erreichte es seine größte Ausdehnung. Die Maße der Südspitzendüne betrugen nach nur 50 Jahren Entwicklungszeit acht bis zehn Meter Höhe, rund 600 Meter Breite von Nord nach Süd und etwa 350 Meter Tiefe von West nach Ost. In den Folgejahren schrumpfte die Odde durch Landabbrüche und Dünenverluste erheblich. Bis 1994 verschwanden rund 120 Hektar. Allein zwischen 1978 und 1988 gingen an der Westseite mehr als 150 Meter Dünen verloren, darunter auch das Muscheltal, wo sich einst frühe Stadien der Dünenentstehung beobachten ließen. Auf den Hörnumer Primärdünen mit einer Höhe bis zu einem Meter wuchsen besonders salzverträgliche Pflanzen wie die Salzmiere, die Salzmelde oder der Meersenf. Zwei kleine Leuchttürme, mehrere Strandcafés und die Reste der gesprengten Wehrmachtsbunker stürzten vor allem in den 1980er-Jahren in die Brandung und versackten im Sand.
W. Matthiesen 2001.