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Nordfrieslandlexikon
Gidtshals

Gidtshals Die von Jap Peter Hansen (1767–1855) geschriebene sylterfriesische Komödie „Di Gidtshals, of di Söl’ring Pidersdei“ (Der Geizhals oder der Sylter Petritag) war 1809 das erste gedruckte Buch in nordfriesischer Sprache. Es wurde später in drei weiteren Auflagen verbreitet, und zwar in erweiterter Form 1833, 1896 und 1918. Auf die Bühne gelangte das Stück erst am Petritag 1875. Es wurde auch in weitere nordfriesische Dialekte übertragen.

Die unterhaltsame Komödie, der allerdings eine tiefergehende Problematik fehlt, spielt am Petritag im Wohnzimmer des wohlhabenden, aber sehr geizigen Bauern Pir’rer Madtsen in Keitum auf Sylt. Nicht einmal zu dem Festtag will er seinen Kindern etwas Geld geben. Diesen gelingt es aber, ihrem Vater mit Hilfe eines fingierten Briefes einige Banknoten abzulisten. Es kommt zu allerlei Verwicklungen. Am Ende bringt ein mit Lebensgefahr verbundener Sturz Pir’rer zur Einsicht, und er bekehrt sich von seinem Geiz. Unterbrochen wird die Haupthandlung durch zahlreiche Episoden. Dabei treten auch Personen auf, die das Sölring nicht oder nur mangelhaft sprechen: Der Arzt redet Hochdeutsch, ein Betrunkener Niederdeutsch, ein Kuchenverkäufer vermischt das Friesische mit Süderjütisch.

In dem Stück behandelte Jap Peter Hansen das Friesische als vollgültige Sprache. Ohne jedes Vorbild machte er es zur Bühnen- und Literatursprache und entwickelte dafür eine eigene Rechtschreibung. Der Seefahrer kannte wohl die Theaterstücke von Molière (1622–1673) und Ludvig Holberg (1684–1754). Seine Komödie stellt nicht nur den Beginn, sondern auch einen Höhepunkt der friesischen Literatur Nordfrieslands dar.

Frank 2001, Hofmann 1965.