Friesische Bewegung Die friesische Bewegung, bestehend aus friesischen Vereinen und Einzelpersonen, zielt auf die Bewahrung und Förderung der friesischen Sprache und Kultur ab. Im Zeichen der romantischen Zeitströmung wurde der friesischen Geschichte und Sprache seit dem beginnenden 19. Jahrhundert starkes Interesse entgegengebracht. Wichtige Werke entstanden. In den 1840er-Jahren gelangten einzelne Nordfriesen zu der Erkenntnis, dass sie aufgrund ihrer eigenen Sprache und Geschichte keine Deutschen oder Dänen, sondern Friesen seien. Man plante eine eigene Zeitschrift, ein gesamtnordfriesisches Wörterbuch, friesische Volksfeste. Dieser erste Ansatz zu einer eigenen friesischen Bewegung wurde aber überschattet vom inzwischen aufgebrochenen Gegensatz zwischen Deutsch und Dänisch im Herzogtum Schleswig. Immer wieder überlagerte dieser übermächtige Konflikt die friesischen Bestrebungen, so während und nach der Volksabstimmung 1920 und nach dem Zweiten Weltkrieg.
Nationalpolitisch standen die allermeisten Nordfriesen seit den 1840er-Jahren auf der Seite der deutschen Schleswig-Holsteiner. Hier wirkte sich vor allem die jahrhundertelange Verbindung mit deutscher Kirchen- und Schulsprache aus. Auch die ersten friesischen Vereine, 1879 für Niebüll-Deezbüll und sodann 1902 für ganz Nordfriesland gegründet, waren deutsch ausgerichtet und Teil der Heimatbewegung. Dagegen betonten die Nationalen Friesen, die 1923 einen eigenen Verein gründeten, die Selbstständigkeit der Friesen; sie arbeiteten mit der dänischen Minderheit zusammen. Der Nordfriesische Verein beschloss die Bohmstedter Richtlinien. Es kam zu einem heftigen friesischen „Bruderkampf“. Heute wirken die verschiedenen friesischen Vereine eng zusammen. In ganz Nordfriesland sind tätig:
– Nordfriesischer Verein, insgesamt etwa 4.900 Mitglieder, mit zahlreichen angeschlossenen örtlichen Vereinen,
– Friisk Foriining (bis 2003: Foriining for nationale Friiske), etwa 600 Mitglieder.
– Der Verein Nordfriesisches Institut, gegründet 1948, rund 900 Mitglieder, fungiert als Trägerverein des 1965 eingerichteten Nordfriisk Instituut in Bredstedt.
Ein eigener friesischer Standpunkt wurde von den deutschen Regierungsbehörden lange Zeit nicht respektiert. So war in den 1920er-Jahren die „Eindeutschung“ der Friesen das politische Ziel. Erst seit 1990 ist die friesische Volksgruppe in der Verfassung des Bundeslandes Schleswig-Holstein verankert.
Jensen 1961/93, Steensen 1986, 1989b, 1996b, 2001d, 2005a, 2006a/b.