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Nordfrieslandlexikon
Desmerciereskoog

Desmerciereskoog Der 1767 eingedeichte rund 360 Hektar große Koog liegt südlich des Sophie-Magdalenen-Koogs in der Bredstedter Bucht und ist ein Teil des Bredstedter Werks. Er wurde nach seinem Besitzer und Eindeicher Jean Henri Desmercières (1687–1778) benannt, der den 2,2 Kilometer langen Deich mit einem damals neuartigen Profil erstellen ließ. Vor allem die zur Seeseite hin flach auslaufende Böschung rief wegen des erhöhten Arbeitsaufwandes bei seinen Zeitgenossen großes Unverständnis hervor. Die konfliktreiche Bauphase verarbeitete Theodor Storm (1817–1888) später als wichtiges Element in seiner Novelle „Der Schimmelreiter“. Das Binnenwasser wurde über Sielzüge in die Arlau abgeleitet.

Nach der Unterteilung des Koogs in 33 Parzellen wurden die Ländereien an die Höchstbietenden verkauft. In den Anfangsjahren der Besiedlung dominierte der Ackerbau, bald jedoch belebte der Export fetter Ochsen die Grünlandwirtschaft. Zeitweise wurden bis zu vier Fünftel der Nutzfläche dafür verwendet. Die technische Entwicklung schließlich brachte wieder eine deutliche Verschiebung zur Ackerwirtschaft mit sich. 1871 wurde der Desmerciereskoog mit dem Reußenkoog, dem Louisen-Reußen-Koog und dem Sophie-Magdalenen-Koog zur eigenständigen Landgemeinde Reußenköge zusammengelegt. Bei einer Volkszählung 1987 konnten 14 Haushalte mit zusammen 49 Personen registriert werden.

Heute existieren zwei landwirtschaftliche Vollbetriebe mit Hofstelle im Koog. Einer der Landwirte vermarktet seine Produkte wie Erdbeeren, Spargel oder Kartoffeln saisonal im eigenen Hofladen. Eine weitere Einkommensgrundlage bietet die Erzeugung erneuerbarer Energien. Zwei örtliche Bürgerwindparks betreiben acht Windkraftanlagen, auf einigen Gebäuden befinden sich Photovoltaikanlagen.
Auf einer frei zugänglichen Wiese, die auch als Ausflugsort genutzt werden kann, entstand 2008 der Engelsplatz mit dem von der Steinbildhauerin Guna Scheffler gestalteten „Zweieinigkeitsengel“ aus Tessiner Marmor.

Kunz/Panten 1999, Möllgaard 1967, Sielverbände o. J.