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Nordfrieslandlexikon
Desmercières, Graf Jean Henri

Desmercières, Graf Jean Henri * 8.5.1687 Paris, † 15.3.1778 Kopenhagen, dänischer Staatsrat. Desmercières war mit großem Weitblick ausgestattet. Er gründete u. a. die erste Bank in der dänischen Hauptstadt, finanzierte und leitete einige große Deichbauprojekte in Nordfriesland und besaß mehrere Güter in Holstein. Früh erkannte er die potentiell vorhandene Leistungsfähigkeit freier Bauern, entließ sie aus der Gutsuntertänigkeit und schloss Zeit- und Erbpachtverträge mit ihnen.

In Nordfriesland zeichnete sich Desmercières dadurch aus, dass er mehrere große Deichbauprojekte finanzierte und leitete. Seine erste Bedeichung, der Sophie-Magdalenen-Koog, war Teil des Bredstedter Werkes. Die Verantwortung für diese Aufgabe übernahm Desmercières mit dem Kauf eines Oktrois des dänischen Königs Christian VI. (1699–1746) im Jahre 1733. Erstmals wurden nun bei der Eindeichung neue, richtungweisende Wege beschritten. Desmercières bedeichte nur „reifes“ Vorland, das hoch genug aufgeschlickt war und bereits eine Salzwiesenflora trug. Bei der Eindeichung des südlich anschließenden Desmerciereskooges führte er zusätzlich ein völlig neues Deichprofil ein. Desmercières kümmerte sich auch um die notwendige Entwässerung seiner Köge und gab den Siedlern durch langfristige Abzahlungsverträge oder Pachtverhältnisse die Möglichkeit, sich als freie Bauern mit eigenem Besitz niederzulassen und zu behaupten wie z. B. 1771 bei der Wiedergewinnung des sturmflutgeschädigten Elisabeth-Sophien-Kooges auf Nordstrand. Die Bedingungen für die Siedler wurden bewusst sozial gestaltet, sodass auch weniger Vermögende Besitz erwerben konnten. Desmercières übernahm auf eigene Rechnung die Anlage der Entwässerung und der Wege sowie für zehn Jahre die Unterhaltung des neuen Deiches.

Nach seinem Ableben ging der größte Teil des Vermögens an Graf Heinrich XLIII. von Reuß-Schleiz-Köstritz (1752–1814) über, der mit der Gewinnung weiterer Köge vor Bredstedt auch im Deichbau das Erbe seines Großonkels antrat. Desmercières wurde auf Gut Quarnstedt/Kreis Steinburg begraben. Im Sophie-Magdalenen-Koog erhielt er 2007 einen Gedenkstein.

Geerkens 1960.