Boysen, Carsten * 5.5.1912 Lindholm, † 19.10.1985 Risum-Lindholm, Landwirt, Kommunalpolitiker, Funktionär der friesischen Bewegung. Der Neffe von Johannes Oldsen (1894–1958) besuchte 1929/30 die Landwirtschaftsschule in Niebüll und 1933/34 die Volkshochschule in Hoptrup/Dänemark. 1936 arbeitete er auf einem Bauernhof in Westfriesland/Fryslân, wo er die westfriesische Sprache lernte. 1939 wurde er Landwirt in Risum. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er an der Ostfront eingesetzt war, wurde er zum ersten Nachkriegsbürgermeister von Risum ernannt. Boysen gehörte neben Johannes Oldsen und Berthold Bahnsen zum siebenköpfigen Gründungsvorstand des SSW 1948. Weitere öffentliche Ämter bekleidete er als Mitglied des Kreistages von Südtondern, 1970–78 als Fraktionsvorsitzender des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW) im Kreistag von Nordfriesland, 1948–51 als erster Vorsitzender des Vereins Nordfriesisches Institut, weiter als Vertreter der Nationalen Friesen in der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV), 1956–85 als Vertreter der Nationalen Friesen im Friesenrat und 1958–1983 als Vorsitzender der Foriining for nationale Friiske (heute Friisk Foriining).
Der 36-jährige Boysen galt als nationalsozialistisch unbelastet und schien bei der Gründung des überparteiischen Vereins Nordfriesisches Institut 1948 die ideale Persönlichkeit für dessen Leitung zu sein. Da er aber auch dem Vorstand der Foriining for nationale Friiske sowie dem Landesvorstand des SSW angehörte und die nationalpolitischen Auseinandersetzungen mit dem Nordfriesischen Verein für Heimatkunde und Heimatliebe (heute: Nordfriesischer Verein) im Zuge einer erneuten Grenzziehungsdebatte wieder aufflammten, legte er bereits 1951 sein Amt als Vorsitzender des Institutsvereins nieder, um diesem keinen „nationalpolitischen“ Anstrich zu geben. Nach dem Tod von Johannes Oldsen 1958 wurde er Vorsitzender der Nationalen Friesen.
J. O. Petersen 2006/07, Paulsen 1986, Tholund 1986, Volquardsen 2000.