Bohn, Simon Reinhard * 10.1.1834 Alkersum, † 8.5.1879 Kiel, Steuermann, Verfasser von friesischen Gedichten. Bohn erlebte seine erste Reise als Seemann mit 16 Jahren, 1860 bestand er bereits die Prüfung zum Steuermann. 1862 erwarb er das Hamburger Bürgerrecht, sodass er leichter auf Hamburger Schiffen anheuern konnte. 1872 erhielt er das deutsche Patent „Schiffer auf großer Fahrt“ und das „Master-Zertifikat“ als Seeschiffer und Seesteuermann in London. Die Seereisen führten Bohn nach Amerika, Afrika und Asien.
Während seiner Fahrten begann er, auf Föhrer Friesisch zu dichten. Seine Werke sind lebendig, bildhaft, anschaulich und lustig. Sie gehören zum Besten, was auf Fering verfasst worden ist. In der Fabel in Versen „De güülbük“ brachte er seine politische Überzeugung zum Ausdruck mit dem Fazit, dass man als kleine Völkerschaft, wie die Friesen, seinen falschen Freunden, den Deutschen und Dänen, nicht trauen dürfe, weil jene nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht seien. Zu seinen besten Schöpfungen gehören die Nachdichtungen der beiden hochdeutschen Balladen „Der Gang nach dem Eisenhammer“ („A bööd tu a iadgreewern“) von Friedrich Schiller (1759–1805) und „Der Kaiser und der Abt“ („Köning an prääster“) von Gottfried August Bürger (1747–1794), deren Handlungen Bohn nach Föhr verlegte.
1874 gab Bohn die Seefahrt auf. Fünf Jahre später starb er an einem Herzleiden in einer Kieler Klinik. In Kiel wurde er begraben. 1979 ließ der Fering Ferian an seinem Haus in Nieblum eine Gedenktafel anbringen.
Arfsten 1956, Nötel 2006, Peters 1949, Tholund 1995.
In dem 34-strophigen Gedicht „Büür an siamaan“ stellte Bohn höchst anschaulich und spaßig Bauer und Seefahrer in ihrem Berufsleben und in ihrer Mußezeit gegenüber. Hier ein Auszug:
Büür an siamaan
Üüb en maarnem leit de büür dan tu snüüwen
soloong üüs a san a wöninger aptuait.
Hi as wel al wrääken a klook hualew sööwen;
man dan as a doord noch loong eg tubuid.
Dan stäänt’r wel ans ap an luket uun’t weder,
of’t de naacht aawer sneid hää, an stoopet en piip,
gongt weder tu baad – diar as’t doch föl beeder –
an namt noch en letjen maarensliap.
Bauer und Seemann
Morgens liegt dann der Bauer und schnauft,
so lange bis die Sonne die Fenster auftaut.
Er ist wohl schon wach, die Uhr halb sieben;
aber der Frühstückstisch ist noch lange nicht gedeckt.
Dann steht er wohl mal auf und schaut nach dem Wetter,
ob es über Nacht geschneit hat, und stopft seine Pfeife,
geht wieder zu Bett – dort ist es viel besser –
und macht noch einen kleinen Morgenschlaf.
Übersetzung Antje Arfsten, Nordfriisk Instituut