Bohn, Ocke Julius * 11.8.1890 Klintum/Oldsum, † 26.12.1968 Süderende, Landwirt. Bohn übernahm bereits mit 17 Jahren den elterlichen Bauernhof. Im Vorfeld der Volksabstimmung 1920 setzte er sich entschieden für einen Verbleib Föhrs bei Deutschland ein. Im Februar 1920 initiierte er die Gründung des Fering Ferian, wurde dessen erster Vorsitzender und leitete eine friesische Theatergruppe. 1925–45 lebte er mit seiner Familie in Manhattan, bis sie gegen amerikanische Soldaten in Europa ausgetauscht wurde. Per Schiff und Bahn und zuletzt mit einem Pferdegespann erreichte die Familie sechs Wochen nach ihrer Abreise Dagebüll. Auf dem elterlichen Hof in Klintum war bereits eine ausgebombte Familie aus Kiel einquartiert, sodass die Rückkehrer zunächst behelfsmäßig von Bekannten aufgenommen werden mussten.
1948 wurde Bohn wieder Vorsitzender des Fering Ferian und behielt dieses Amt bis zu seinem Tod. Er war ein streitbarer und durchsetzungsfähiger Mann. Kön ei – jaft at ei! lautete sein Lebensmotto. Auch besaß er eine beachtliche poetische Begabung. Einige seiner Gedichte wurden Volksgut auf Föhr. In dem Roman „Ferne Ufer des Glücks“ verarbeitete Kajo Lang (* 1959) das Schicksal der Familie Bohn während des Zweiten Weltkriegs in Amerika. Es steht stellvertretend für viele deutsche Auswanderer, deren Kinder die amerikanische Staatsbürgerschaft besaßen.
Götz/Greve 2011, Lorenzen 2000, Riewert/Roeloffs 1996, Tholund 1995.
Eine Anekdote, die Ocke Julius Bohn gern erzählte, trug sich in seiner Zeit bei der Sylter Inselwache am Beginn des Ersten Weltkriegs zu. Mit Lorenz Sass aus Oevenum stand er herum, rauchte und redete. Unbemerkt näherte sich ein Offizier auf einem Pferd und fragte: „Füsilier Bohn, was machen Sie eigentlich hier?“ Der stammelte: „Äh, gar nichts, Herr Leutnant!“ – „Und Sie, Sass, was machen Sie?“ Sass antwortete: „Ich helfe Bohn.“
Der langjährige Geschäftsführer des Nordfriesischen Vereins, Magnus Feddersen aus Langenhorn, erinnerte sich an seinen ersten Besuch bei einer Versammlung des Fering Ferian. Als er auf Deutsch zu reden begann, rief Ocke Julius Bohn durch den Saal: „Könst ei fering snaake – do hual a mös!“
1. Strophe eines Gedichts von Ocke Julius Bohn:
Uun a freem
Ik san uun a freem so föl juaren,
man leewen noch teenk ik am iar,
an a uugen, jo stun mi fol tuaren,
sä’k föör mi det leew eilun Feer.
In der Fremde
Ich bin in der Fremde so viele Jahre,
aber immer noch denke ich an früher,
und die Augen, sie stehen mir voll Tränen,
sehe ich vor mir die liebe Insel Föhr.
Übersetzung Antje Arfsten, Nordfriisk Instituut