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Nordfrieslandlexikon
Bendsen, Bende

Bendsen, Bende * 10.12.1787 Risum, † 18.12.1875 Ærøskøbing, Lehrer, friesischer Sprachforscher und Dichter, Magnetiseur. Da Bendsen keine feste Anstellung als Lehrer fand, verdiente er sich seinen Lebensunterhalt zumeist als Privatlehrer auf der Insel Ærø. Er eignete sich das von dem Schweizer Franz Anton Mesmer (1734–1815) entwickelte Verfahren an, Krankheiten durch Magnetfelder zu heilen, und führte als Magnetiseur mehrere Behandlungen durch. Seine bleibende Bedeutung liegt in der Beschäftigung mit seiner friesischen Muttersprache. Er begründete eine festlandsnordfriesische Schriftsprache und steht am Beginn der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Nordfriesischen. Die 1817–24 erarbeitete Grammatik seines Mooringer Dialekts wurde von dem dänischen Sprachwissenschaftler Rasmus Rask (1787–1832) und dem Begründer der Germanistik Jacob Grimm (1785–1863) hoch gelobt. Im Druck erschien sie schließlich 1860 in Leiden/Niederlande, herausgegeben von dem Sprachforscher Matthias de Vries (1820–1892). Bendsen schrieb mehrere Gedichte in friesischer Sprache, von denen einige noch heute bekannt und beliebt sind, und übertrug u. a. Märchen ins Friesische.

siehe auch historische Bücher

Bendsen 1860 u. 1976, Feitsma/Wilts 1990, SHBL 9.

Üüs driimerai   
   
We driime än wansche sü foole tuhuup’   
än hoowe ålt’ bäädere deege.    
Duch gungt e natör harn eewie luup   
än leet har foon niimen besteege.   
Ma äämene uugene san we heer blin    än siie Goods wärke uler rucht in.
   
Huum as wälj tufreese önj palast än bölj,   
än huum koon sin luk heer rucht smååge?   
Di eerme wanschet ham seeke ful gölj   
önjt stääs for en äämenen tååge.   
Di rike sikent diip üt e burst   
än gunt di eerme knååp hunger än turst.
   
Da mååste san dääsi, ouers gödj as e wråål,
duch luklik wörd heer nuch niimen.
Üüs tånken än hooneln heet lait schål,
wid san we heer nuch ai kiimen!
Duch jeew de tufreese, bewåår de dan mödj,
as’t heer mån hiinj, wårt et janer nooch gödj.


Wir träumen und wünschen uns so viel zusammenund hoffen stets auf bessere Tage.Doch geht die Natur ihren ewigen Laufund lässt sich von niemandem bestechen.Mit offenen Augen sind wir hier blind
und sehen Gottes Werke niemals richtig ein.

Wer ist wohl zufrieden in Palast und Hütte,und wer kann sein Glück hier recht schmecken?
Der Arme wünscht sich Säcke voll Goldanstelle eines offenen Daches.Der Reiche seufzt tief in der Brustund gönnt dem Armen kaum Hunger und Durst.
   
Die meisten sind töricht, aber gut ist die Welt,
doch glücklich wurde hier noch keiner.
Unser Denken und Handeln hat wenig Verstand,
weit sind wir hier noch nicht gekommen!   
Doch geb dich zufrieden, bewahr dir deinen Mut,
ist es hier nur schlecht, wird es jenseits wohl gut.   


Übersetzung: Antje Arfsten