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Nordfrieslandlexikon
Bauernglocke

Bauernglocke In den Gemeinden Drage und Seeth in der Landschaft Stapelholm findet man Bauernglocken. Die Wahrzeichen der Region warnten einst bei Gefahren wie Feuer, Fluten, Deichbrüchen oder anderen Naturkatastrophen, kündigten das Verdingen von Arbeiten und Dienstleistungen an sowie Nachrichten über Geburten, Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen. Das Recht, sie zu benutzen, stand nur dem Bauervogt, einem Dorfbeamten oder einer öffentlich bestimmten Vertrauensperson zu. Zuwiderhandlungen waren mit empfindlichen Strafen belegt.

Bauernglocken sind kleiner als Kirchenglocken und hängen an mehreren Meter hohen Holzgerüsten in Form einer Leiter oder aus einer Astgabel bestehend. Die Glocke von Seeth aus dem Jahr 1687 gilt als ältestes erhaltenes Exemplar. Sie trug die Inschrift „Hans Volkerts. Burfaget anno 1687“. 1935 musste sie ersetzt werden. Die Inschrift der Glocke in Drage lautet: „Peter Stien. Vogt. Hans Hanssen. Drage 1797“. Die Jahreszahlen zeigen dabei lediglich das Alter der Glocken an, über ihre Funktion als Bauernglocke gehen die Meinungen weit auseinander. 2008 wurde die Glocke in die benachbarte Stapelholmkaserne versetzt, da der Stamm morsch und die Glocke gesprungen war. Vor dem Dorfgemeinschaftshaus wurde eine neue Glocke errichtet.

Zur Mystifizierung der Bauernglocken trugen die Deutungen von Heimatforschern über ihre Entstehungsgeschichte bei. So sollen sie z. B. eingeführt worden sein, als im 15. Jahrhundert die Dithmarscher mehrfach die Eider überquerten, um in Stapelholm zu brandschatzen, Frauen und Vieh zu rauben und reiche Bauern als Geiseln zu nehmen. Mit dem Läuten der Glocken sollen die Einwohner rechtzeitig alarmiert und zur Abwehr herbeigerufen worden sein. Es ist aber nicht nachweisbar, wann und warum die Bauernglocken einst in ihre Funktion traten.

Nordfriisk Instituut.