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Nordfrieslandlexikon
Sankt Laurentius

Sankt Laurentius in Tönning ist eine im Ursprung mittelalterliche Saalkirche in Eiderstedt. Markant ist vor allem ihr Barockturm, der mit 62 Metern Platz zwei der höchsten Kirchtürme im Landesteil Schleswig hält. Bereits um 1186 wurde das erste Gotteshaus errichtet. Von dem ursprünglich romanischen Bau zeugt heute noch die Nordwand mit ihren kleinen, rundbogigen Fenstern. Die Südwand der Kirche mit den großen gotischen Fenstern wurde vermutlich modernisiert, nachdem sie im 15. Jahrhundert von Dithmarschern schwer beschädigt worden war. 1593 folgte der Einbau der ersten Orgel, um 1633 wurde der Chor angefügt.

Der Turm ruht auf einem Feldsteinsockel und wurde wie die Kirche selbst in Backstein ausgeführt, der mächtige Schaft trug im Laufe seiner Geschichte verschiedene Turmhelme. Auf einer Ansicht Tönnings aus den Jahren 1572/1573 wird der Turm mit einem flachen Satteldach und einem darauf ruhenden Glockenstuhl dargestellt, spätere Umbauten verliehen dem Helm eine schlanke Pyramidenspitze. Während der Belagerung und Beschießung der Festung Tönning stürzte der Helm ins Kirchenschiff, sodass eine umfangreiche Erneuerung von Kirche und Turm notwendig wurde. Der neue Turm war mit einer Höhe von 92 Metern der höchste im Herzogtum Schleswig. An die Belagerung und den Neubau erinnern mehrere Kanonenkugeln im Mauerwerk, ein eiserner Zahlenanker an der Südseite des Turms und die Jahreszahl 1708 an zwei Seiten des Zifferblatts. Zusammen mit den vier Türmen des Tönninger Schlosses bildete er bis zu dessen Zerstörung eine eindrucksvolle Stadtsilhouette.

Das Innere der Kirche kann mit einer reichen Ausstattung aufwarten, die größtenteils aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammt. Der Lettner von 1635, eine halbhohe geschnitzte Eichenholzwand, trennt den Chor mit dem Altar vom Gemeinderaum. Oben ist er zu einer Empore ausgebaut, die man über eine Wendeltreppe betreten kann. In Schleswig-Holstein sehr selten ist die Lettner-Orgel. Sie geht auf eine Stiftung des Ratmannes Peter Tetens aus dem Jahr 1739 zurück. Über dem Lettner hängt ein spätgotisches Triumphkreuz aus der Zeit um 1500. Die große Barockorgel von Joachim Richborn († 1684) von 1681 wurde 1902 umgebaut. 1978 erneuerte Hinrich Otto Paschen (* 1937) das Innenwerk unter Beibehaltung des alten Prospekts. Die Orgel verfügt seitdem über 41 Register.

Im mit Marmorplatten ausgelegten Chor befindet sich ein acht Meter hoher Gemäldealtar von 1634, dessen Hauptmotiv die Kreuzigung Jesu bildet. Der Taufstein aus schwarzem Marmor und Alabaster stammt aus dem Jahr 1641. Er zeigt u. a. die Hausmarken des Spenders: Schaftstiefel und Schusterwerkzeuge. Die barocke Kanzel von 1703 fertigte wahrscheinlich Hinrich Röhlke aus Hamburg. Sie wurde u. a. gespendet von Jacob und Jürgen Ovens (um 1623–1678).

Das mächtige Deckengemälde fertigte Barthold Conrath (1657–1719) aus Hamburg 1704 an, eine umfangreiche Restaurierung fand 1961 statt. Es handelt sich um eine der bedeutendsten Barockmalereien in Schleswig-Holstein.

Nordfriisk Instituut.