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Nordfrieslandlexikon
Muscheln

Muscheln (fer.: muschler; frasch: schule; sölr.: Kjemken; wied.: skole) sind Weichtiere mit einer zweiklappigen Kalkschale. Viele Muscheln leben eingegraben im Boden des Wattenmeeres und sind nur über ihre Atemrohre (Siphone) mit dem sauerstoff- und nahrungsreichen Wasser verbunden. Andere, wie z. B. die Miesmuscheln, leben über dem Grund, atmen und ernähren sich über einen Spalt ihres Mantels und schützen sich durch klebrige Eiweißfäden, die Byssusfäden, vor Verdriftung. Eine Muschel kann pro Stunde aus bis zu vier Litern Wasser die Nährstoffe herausfiltern. Nach ihrem Tod werden die Schalen in ufernahe Zonen gespült, wo sie nach Art und Form der Verbindung der beiden Schalen, dem Schloss, identifiziert werden können. Die häufigsten der etwa 80 Arten von Nordseemuscheln sind Herz-, Platt-, Pfeffer-, Trog- und Sandklaffmuschel. Diese Muschel mit einer Schalenlänge von etwa 15 Zentimetern lebt am tiefsten im Wattboden. Ihr Sipho kann bis zu 50 Zentimeter Länge erreichen.

Die Amerikanische Bohrmuschel, die sich mit ihren zackigen Rippeln auch in festen Boden und Holz eingraben kann, wanderte um 1890 in die Nordsee ein, die Amerikanische Schwert- oder Scheidenmuschel ist erst in den 1970er-Jahren, vermutlich im Ballastwasser von Frachtschiffen, an die hiesigen Küsten gelangt. Heute bildet sie bereits die häufigste Art und stellt zwei Drittel der Biomasse im Sandwatt. Ihre zehn bis zwanzig Zentimeter langen, bräunlichen schmalen Schalen liegen in jedem Flutsaum. Essbar sind Herz-, Trog-, Schwert- und Sandklaffmuscheln sowie die in Kulturen gezüchteten Miesmuscheln und Austern.

Alshuth 1995, Borcherding 2013 u. 2014, Fiedler 1992, Quedens 2000a, Reinke 1996, Streble 1990.