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Nordfrieslandlexikon
Mungard, Nann Peter(sen)

Mungard, Nann Peter(sen) * 30.6.1849 Keitum, † 30.7.1935 Mögeltondern/DK, Kapitän, Landwirt, friesischer Sprachpfleger und „Beweger“. Mungard befuhr als junger Mann die Weltmeere und brachte es bis zum Kapitän. Neben der friesischen Inselsprache hatte er in der Kindheit bereits Hoch- und Niederdeutsch sowie auch Hoch- und Plattdänisch und in der Schule etwas Englisch kennengelernt. Auf seinen Seereisen kam er mit vielen weiteren Sprachen in Berührung und erlernte z. B. Niederländisch und Japanisch. Doch in „all diesem Sprachengewirr“, so schrieb er später, zog ihn sein „liebes Sylt mit seiner eigenen Sprache, Art und Weise ... mit magischer Gewalt“ zurück auf die Insel. Er baute trotz eines Beinleidens in Keitum einen mustergültigen Bauernhof auf, wirkte als Wegbereiter bei der Heidekultivierung und Viehzucht und wurde Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Vereins auf Sylt. Die Inselfriesen brachte er zu großen Friesenfesten zusammen.
1909 konnte Mungard sein Sylter Wörterbuch „For Sölring Spraak en Wiis“ herausgeben. Angeregt auch von dem westfriesischen Bankdirektor Pieter de Clercq und der westfriesischen Sprach- und Literaturgesellschaft, die ihn zu ihrem Ehrenmitglied machte, erarbeitete er ein inselnordfriesisches Wörterbuch, „bewerkstelligt von Männern und Frauen aus dem Volke für das Volk“. Der erste, bereits 1913 zum Druck eingerichtete Teil, der bis zum Wort ofkwirki (erdrosseln) reicht, konnte aber erst 1974 veröffentlicht werden. Mit dem Wörterbuch sowie mit einem geplanten inselnordfriesischen Schullesebuch und einer Zeitschrift wollte Mungard zum Ausbau der friesischen Sprache beitragen.

Nach dem Ersten Weltkrieg setzte er sich im Kampf um die Volksabstimmung 1920 für den Anschluss seiner Heimat an Dänemark ein. Er meinte, dass die friesische Sprache und Kultur bei einem kleinen Staat besser aufgehoben sei als beim großen Deutschland, von dem er sich betrogen fühlte. Mungard wurde heftig angefeindet und als „Landesverräter“ beschimpft. Beim Biikebrennen wurde eine Strohpuppe mit seinem Namen in die Flammen geworfen. Als 1921 der Bauernhof, den er 1910 seinem ältesten Sohn Jens Mungard (1885–1940) übergeben hatte, abbrannte, verließ er seine Heimatinsel, „tief gebeugt, aber nicht verzagt“, und kam unmittelbar nördlich der neuen Grenze unter. Ein Freund hielt seine Worte fest: „Und wenn ich nun auch nicht mehr auf der Insel bin, so bleibe ich doch, was ich war: ein Sylter Friese.“

Hoeg 1995, N. Mungard 1974 u. 1989, Steensen 1986.

Auf dem Grabstein der Familie Mungard in Keitum steht in friesischer Sprache:

Wat dērst, dit dö me Lif en Siil;
Üt Sliirighair tjüü Di niin Wiil!
Fuar Hualevhair docht ek en bet,
Jaa, dit jeft rochtlik bluat Fortröt!
   Harki Got
   Dö rocht,
   Wik nemen!


Was Du tust, das tu mit Leib und Seele;
Aus Gleichgültigkeit gönn dir keine Ruh’!
Denn Halbheit taugt nicht ein bisschen,
Ja, sie gibt wahrlich nur Verdruss!
   Gehorche Gott,
   Tue recht,
   Weiche niemandem.