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Nordfrieslandlexikon
Mommsen, Theodor

Mommsen, Theodor * 30.11.1817 Garding, † 1.11.1903 Berlin-Charlottenburg, Historiker, Nobelpreisträger. Mommsens Vater stammte von dem Marschhof Hülltoft in der Wiedingharde und war Prediger in Garding. Die Familie zog nach Oldesloe, als Theodor drei Jahre alt war. Nach seinem Studium der Jurisprudenz unternahm er Studienreisen u. a. nach Italien. Als Journalist in Rendsburg engagierte er sich in der schleswig-holsteinischen Erhebung. 1848 erhielt er eine außerordentliche Professur in Leipzig, die er aber wegen seiner demokratischen Einstellung drei Jahre später wieder verlor. Er folgte einem Ruf an die Universität Zürich, und wechselte 1854 als Ordinarius an die Universität Breslau. 1852–54 erarbeitete er die ersten drei Bände seiner monumentalen „Römischen Geschichte“, für die er 1902 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Mit einer „erstaunlichen Beherrschung der Quellen“ habe er „die Strenge der Kritik, die exakte Methode, das jugendliche Feuer und jene künstlerische Gestaltung“ verbunden, die „allein eine Beschreibung lebendig und ansprechend machen“ könne. Ausschlaggebend waren die Realitätsfülle seiner Darstellung sowie die Einbeziehung des Volkslebens und vieler kulturgeschichtlicher Details.

Von 1858 an war Mommsen an der Preußischen Akademie der Wissenschaften und ab 1861 als Professor für Römische Altertumskunde an der Universität in Berlin tätig. Seine unerschöpfliche Energie galt der Sammlung und Ordnung der römischen Inschriften („Corpus Inscriptionum Latinarum“). Für dieses wissenschaftliche Großunternehmen setzte er neue Formen rationeller Arbeitsteilung ein. Die Beschäftigung mit der Geschichte sollte nach Mommsens Auffassung auch das politische Urteilsvermögen schulen. Er selbst gehörte mehrere Jahre als liberaler Abgeordneter dem Deutschen Reichstag an und trat mehrfach scharf gegen Bismarck (1815–1898) auf. Die Ausgrenzung der Sozialdemokraten kritisierte er ebenso wie den Antisemitismus. Mehrere seiner Nachkommen, darunter sein Urenkel Hans Mommsen (* 1930) wurden ebenfalls als Historiker bekannt.

Frank 2004, Köpf 2004, Rebenich 2002, Staack 1972a, Steensen 2009, Wickert 1959–84.


In seinem Testament schrieb Mommsen: „Ich habe in meinem Leben trotz meiner äußeren Erfolge nicht das Rechte erreicht […] und das schmerzliche Gefühl der Unzulänglichkeit meiner Leistungen, mehr zu scheinen, als zu sein, hat mich mein Leben nie verlassen und soll in meiner Biographie weder verschleiert, noch manifestiert werden.“

Frank 2004.